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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Das komplexe Abdominaltrauma – eine interdisziplinäre Herausforderung von der Primärversorgung bis zum plastischen Bauchdeckenverschluss

Meeting Abstract

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  • Nadja Weigert - BG Kliniken Bergmannstrost Halle, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirugie, Halle/Saale
  • Friedericke Kortüm - BG Kliniken Bergmannstrost Halle, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirugie, Halle/Saale
  • Felix Müller - BG Kliniken Bergmannstrost Halle, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirugie, Halle/Saale
  • Joachim Zaage - BG Kliniken Bergmannstrost Halle, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirugie, Halle/Saale

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch644

doi: 10.3205/11dgch644, urn:nbn:de:0183-11dgch6440

Veröffentlicht: 20. Mai 2011

© 2011 Weigert et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Ein komplexes Abdominaltrauma ist meist mit anderen Verletzungen kombiniert, oft im Rahmen eines Polytraumas. Eine definitive Versorgung sollte nur beim kreislaufstabilen Patienten erfolgen, ansonsten ist nach unseren Ergebnissen das Prinzip der „Damage Control“ auch beim schweren stumpfen Bauchtrauma zu empfehlen. Durch dieses Konzept überleben heute viele Patienten die komplexe Bauchverletzung, allerdings teilweise mit monströsen Narbenhernien oder auch Bauchwanddefekten, die eine besondere chirurgische Herausforderung darstellen.

Material und Methoden: Um einerseits das Gesamtverletzungsausmaß und damit die Gefährdungskategorie und andererseits die bedrohlichsten Einzelverletzungen möglichst schnell zu erfassen, ist eine rationelle Diagnostik unerlässlich. Einer unserer wichtigsten Entscheidungsalgorithmen zur Operationsindikation beruht auf der Menge freier Flüssigkeit in der Bauchhöhle (Sonographie, CT) und der Stabilität der Herz- Kreislauf- Situation. Finden wir bei einem Patienten viel freie Flüssigkeit in der Bauchhöhle bei instabiler Hämodynamik – so laparotomieren wir sofort. Andernfalls erweitern wir die Diagnostik und gehen in die Verlaufskontrolle. Eine definitive operative Versorgung erfolgt nur beim kreislaufstabilen Patienten, ansonsten verfolgen wir das Prinzip „Damage Control“ mit Blutungskontrolle, Verschluss von Hohlorganläsionen (ohne Passagewiederherstellung und ohne Ableitung!), Dekontamination, „packing“ des Abdomens, provisorischem Wundverschluss, Stabilisierung auf der Intensivtherapie-Station und definitiver Versorgung erst im Rahmen einer geplanten Relaparotomie.

Ergebnisse: Von März 1996 bis Dezember 2009 haben wir nach diesem Prinzip 956 Patienten behandelt. Der durchschnittliche ISS betrug 34,5 bei einer Letalität von 10,3%. In den letzten Jahren führen wir in solchen Fällen zunehmend die Komponentenseparation nach Ramirez aus, teilweise in Kombination mit einer Türflügelplastik der vorderen Rektusscheide. Bei bisher 21 Patienten war damit immer eine spannungsfreie Rekonstruktion der vorderen Bauchwand zu erreichen, bisher ohne Rezidiv.

Schlussfolgerung: Das Operationsverfahren ist zwar im Vergleich zur Kunststoffnetzimplantation diffizil und zeitaufwändig, unsere bisherigen Ergebnisse rechtfertigen aber den Aufwand.