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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Kalte Ischämie und Reperfusion zerstören die Architektur des Spendergallengangs bei Lebertransplantation

Meeting Abstract

  • Stefan Brunner - Universitätsklinik Regensburg, Chirurgie, Regensburg
  • Henrik Junger - Universitätsklinik Regensburg, Chirurgie, Regensburg
  • Petra Rümmele - Universitätsklinik Regensburg, Pathologie, Regensburg
  • Hans Jürgen Schlitt - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Chirurgie, Regensburg
  • Stefan Fichtner-Feigl - Universitätsklinik Regensburg, Chirurgie, Regensburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch427

doi: 10.3205/11dgch427, urn:nbn:de:0183-11dgch4275

Veröffentlicht: 20. Mai 2011

© 2011 Brunner et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Gallengangskomplikationen stellen eine Hauptursache für Morbidität, Transplantatversagen und Mortalität nach Lebertransplantation dar. Ein Teil dieser Probleme entstehen aufgrund der kalten Ischämie und des Ischämie-Reperfusionsschadens. Das gesunde Gallengangsepithel besteht aus einem einschichtigen, hochprismatischen Epithel mit Tight Junctions zwischen den Epithelzellen, die für Permeabilität und Barrierefunktion eine essentielle Rolle spielen. Das Ziel unserer Studie war die Untersuchung von Gallengängen nach Lebertransplantation hinsichtlich ihrer Epithelintegrität im Verlauf von der Explantation zur Implantation.

Material und Methoden: 5 Gallengänge entnommen bei der Organexplantation nach Perfusion, 40 Gallengänge bei der Transplantation nach Reperfusion und als Kontrollen 16 Gallengänge nach Whipple Operationen wurden mittels H&E-Färbung, Immunfluoreszenz auf Tight Junction Protein 1 (TJP1) und Claudin-1 (Cl-1) sowie Immunhistochemie auf den Proliferationsmarker Ki-67 untersucht. Zur Beurteilung der Gallengangsintegrität wurden die Proben anhand der H&E Färbung und eines neu entwickelten Schädigungsscores verglichen. Die Regenerationskapazität der Proben wurde anhand der Ki-67 positiven Zellen beurteilt.

Ergebnisse: Die Kontrollgallengänge zeigten eine normale Morphologie des Gallengangsepithels mit einer regelrechten Lokalisation von TJP1 an der apikalen und Cl-1 an der basolateralen Zellseite. Nach Reperfusion bei Lebertransplantation war sowohl die Epithelschicht als auch die normale Tight Junction Architektur hochgradig gestört. Nach dem Schädigungsscore bewertet, fand sich bei den Kontrollgallengängen 71% intaktes und 27% Grad 1 geschädigtes Epithel, während nach Reperfusion nur 25% intaktes und jeweils 25% Grad 1, 2 und 3 geschädigtes Epithel nachweisbar war. Gallengänge nach Explantation waren in der Auswertung mit den Kontrollproben vergleichbar. Bezüglich der Regenerationskapazität waren bei Kontroll- und Explantationsgallengängen 19% beziehungsweise 28% der Zellen Ki-67 positiv im Vergleich zu 3% nach Reperfusion.

Schlussfolgerung: Die kalte Ischämie und die Ischämie-Reperfusion während der Lebertransplantation schädigt das Gallengangsepithel. Da die Epithelkontinuität und die regelrechte Architektur von TJP1 und Cl-1 zerstört sind, ist die Barrierefunktion des Gallengangsepithels aufgehoben. Zusätzlich findet sich in den Gallengängen nach Reperfusion eine deutlich reduzierte Regenerationskapazität. Dies stellt einen Grund für Gallengangskomplikationen bei Lebertransplantation dar.