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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Fenretinid kombiniert mit Doxorubicin oder Bromodesoxyuridin reduziert die Viabilität von Neuroblastomzellen

Meeting Abstract

  • Sandra Kühnel - Kinderchirurgische Klinik, Stiftung Marienhospital Herne, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Herne
  • Grigore Cernaianu - Kinderchirurgische Klinik, Stiftung Marienhospital Herne, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Herne
  • Manfred Köller - Chirurgische Forschung, BG Kliniken Bergmannsheil, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Bochum
  • Albrecht Bufe - Experimentelle Pneumologie, Ruhr-Universität Bochum, Bochum
  • Ralf-Bodo Tröbs - Kinderchirurgische Klinik, Stiftung Marienhospital Herne, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Herne

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch310

doi: 10.3205/11dgch310, urn:nbn:de:0183-11dgch3101

Veröffentlicht: 20. Mai 2011

© 2011 Kühnel et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Mittellinienüberschreitende und disseminierte Neuroblastome (NB) jenseits des Säuglingsalters gehören zu den Problemtumoren des Kindes. Retinsäurederivate werden als neuronal differenzierende Agenzien betrachtet. In der Therapie des kindlichen NB galten sie bisher als nicht mit Zytostatika kombinierbar. Das synthetische Retinoid Fenretinid (Fen) weist zusätzlich zytostatische Eigenschaften auf. Aufgrund dessen untersuchten wir seine Kombinierbarkeit mit dem Zytostatikum Doxorubicin (Dox).

Ein zusätzlicher Ansatzpunkt in der Therapie von NB ist die Induktion einer Schwannzell-Differenzierung, da diese mit einer guten Prognose korreliert. Bromodesoxyurindin (BrdU) kann bei NB-Zellen eine Differenzierung zu Schwannzellen induzieren. Wir untersuchten seine Kombinationswirkung mit Fen.

Material und Methoden: SH-SY5Y-Zellen wurden über 6 Tage mit der zu 50% die Viabilität reduzierenden Konzentration von Fen, Dox und BrdU inkubiert. Versuchsgruppen: Lösungsmittelkontrolle, Fen, Dox, BrdU, Fen+Dox, Fen+BrdU. Im Anschluss wurde die Viabilität mit dem MultiTox-Fluor Multiplex Cytotoxicity Assay bestimmt. Real time PCR-Messungen dienten zur Untersuchung der Expressionsprofile des Zellzyklusinhibitors p21, des Apoptosemarkers CASP3, des neuronalen Markers SNAP25 und des Schwannzellmarkers S100β.

Ergebnisse: Die 6tägige Einzel- bzw. Kombinationsgabe von Fen und Dox führte zu folgenden Viabilitätsraten: Fen 60±2,2%; Dox 69,9±2,7% und Fen+Dox 42,4±2,4% (p<0,01, n=7). Fen+Dox bewirkte eine Hochregulation von CASP3. Der neuronale Marker SNAP25 war erhöht, während der Schwannzellmarker S100β nicht beeinflusst wurde. In allen Gruppen war p21 gegenüber der Kontrolle stark erhöht.

Analog führte die Applikation von Fen und BrdU zu folgenden Viabilitätsraten: Fen 63,9±1,2%; BrdU 46,8±3,1% und Fen+BrdU 31,3±2,7% (p<0,05, n=5).

Schlussfolgerung: Das synthetische Retinoid Fenretinid führt sowohl in Kombination mit dem Schwannzellinduktor Bromodesoxyurindin als auch mit dem Zytostatikum Doxorubicin zu einer reduzierten Viabilität von NB-Zellen. Die inhibitorische Wirkung des zytostatischen Retinoids Fenretinid mit unterschiedlichen Kombinationspartnern eröffnet so neue Perspektiven für die Therapie von Neuroblastomen.