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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Beugesehnenirritation nach palmarer Plattenosteosynthese des distalen Radius: Bedeutung der protektiven Effekte des M. pronator quadratus und der Watershed Line

Meeting Abstract

  • Atesch Ateschrang - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen
  • Dirk Albrecht - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen
  • Andreas Badke - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen
  • Hans-Eberhard Schaller - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Tübingen, Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, Tübingen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch189

doi: 10.3205/11dgch189, urn:nbn:de:0183-11dgch1898

Veröffentlicht: 20. Mai 2011

© 2011 Ateschrang et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Stabilisierung distaler Radiusfrakturen mit winkelstabilen palmaren Plattenosteosynthesen hat sich in den letzten 9 Jahren durchgesetzt mit gehäuften Berichten über Beugesehnenirritationen. Studienziel war die Erarbeitung von Risikofaktoren für die Entwicklung von Beugesehnenirritationen bei Verwendung der palmaren winkelstabilen 3,5-mm-T-Platte mit Berücksichtigung der Watershed Line und des M. pronator quadratus.

Material und Methoden: Retrospektiv wurden alle Patienten mit distalen Radiusfrakturen erfasst, die mit der 3,5-mm-T-Platte in den Jahren 2001 bis 2005 in unserer Klinik stabilisiert wurden. Die Röntgenbilder wurden hinsichtlich sekundärer Repositionsverluste, Heilungskomplikationen und der Plattendistanz zur Watershed line analysiert. Die Nachuntersuchung beinhaltete eine klinische und subjektive Beurteilung an Hand des DASH Scores. Beugesehnenirritationen wurden sonographisch objektiviert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 151 Patienten mit der winkelstabilen 3,5-mm-T-Platte von palmar stabilisiert. 68 Patienten wurden nachuntersucht. Das Durchschnittsalter lag bei 47,8 Jahren mit einem durchschnittlichen Follow up von 3,5 Jahren. Die AO-Fraktur-Klassifizierung zeigte 13 A, 14 B und 41 C-Frakturen bei 37 Extensions- und 31 Flexionsfrakturen. Implantatversagen wurde nicht beobachtet. Der DASH-Score lag durchschnittlich bei 12. Die Watershed Line wurde mit der Platte bei 48 Patienten erreicht und in 20 Fällen überschritten. Bei 30 Patienten konnte der M. pronator quadratus sonographisch nicht mehr nachgewiesen werden. Nur bei diesen Patienten wurden Sehnenirritationen beobachtet (2 Arrosionen und 2 Tendovaginitiden; 5,9%) sowie relevante Sehnenablenkungen durch Plattenprominenz in Dorsalextension (n=3, 4,4%). Dabei spielte die topographische Beziehung der Platte zur Watershed Linie eine untergeordnete Rolle, wohingegen die muskuläre Plattenbedeckung aufgrund der nachweisbaren Distanzierung der Beugesehnenloge zur Platte, wichtiger erschien.

Schlussfolgerung: Die Stabilisierung von distalen Radiusextensions- und flexionsfrakturen mit der winkelstabilen palmaren 3,5-mm-T-Platte ermöglicht gute Ergebnisse. Die Rekonstruktion des M. pronator quadratus erscheint wichtiger als die Beachtung der Watershed Linie, um durch muskuläre Plattenbedeckung eine Distanzierung der Beugesehnenloge zum Plattenlager realisieren zu können.

Nach knöcherner Konsolidierung empfehlen wir die Sonographie zum Ausschluss von Sehnenirritationen und relativer Plattenprominenz, um die Indikation zur Materialentfernung zu prüfen.