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Minimalinvasive perkutane Instrumentierung traumatischer Wirbelkörperfrakturen mit unerwarteter Komplikation – ein Fallbericht
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Veröffentlicht: | 20. Mai 2011 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Wir berichten über einen 71 jährigen männlichen Patienten, der sich im Rahmen eines häuslichen Treppensturzes (7-10 Stufen) neben einem SHT 1. Grades eine instabile Fraktur des BWK 7 und eine Deckplattenimpressionsfraktur des BWK 11 zugezogen hatte. Nach initialer Diagnostik im Schockraum mit Traumaspirale und intensivmedizinischer Stabilisierung erfolgte die operative Frakturversorgung der BWK 7-Fraktur minimalinvasiv als dorsale perkutane Instrumentierung von BWK 6-8 und eine Kyphoplastie des BWK 11. Erhöhte Leberenzyme wurden auf den chronischen Alkoholabusus zurückgeführt. Der Patient konnte am 15. Tag postoperativ relativ beschwerdefrei entlassen werden.
8 Wochen später wurde der Patient mit einer akut progredienten linksbetonten schlaffen Parese mit Harnblasenentleerungsstörungen vorgestellt. Der Patient war steh- und gehunfähig mit Hypästhesien distal von Th 7. Die grobe Kraftmessung erbrachte rechtsseitig M4, links proximal M2 und links distal M3. Im Not-MRT zeigte sich ein das Myelon komprimierender intraspinal und epidural wachsender Tumor. Notfallmäßig führten wir eine Laminektomie des BWK 7 mit einem undercutting von BWK 6 und BWK 8 sowie die Resektion des Tumors durch. Darunter kam es zu einer Besserung der Paraparese bei jedoch weiterhin steh- und gehunfähigem Patienten. Die Histologie ergab ein Rezidiv eines hochmalignen diffusen großzelligen B-Zell-Lymphoms, welches Jahre zuvor als kurativ therpiert worden galt. Nach interdisziplinärem Tumorkonsil wurde der Patient der systemische Chemotherapie und einer spinalen Radiatio zugeführt.
Material und Methoden: Fallbericht
Ergebnisse: Im Rahmen der Schockraumdiagnostik war leitliniengerecht eine Traumaspirale durchgeführt worden. Aufgrund des Verletzungsmechanismus wurde von einer traumatischen Genese der Frakturen ausgegangen, so dass dem als kurativ therapiert geltendem NHL nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wurde und bei Nichtvorhandensein einer neurologischen Symptomatik auf eine MRT-Diagnostik verzichtet wurde. Die immunhistologische Aufarbeitung der intraoperativen Gewebeproben zeigte ein B-Zell Non-Hodgkin-Lymphom.
Schlussfolgerung: Eine notfallmäßige MRT-Diagnostik sollte bei der geringsten Möglichkeit einer pathologischen Fraktur in Erwägung gezogen werden, um Komplikationen wie im geschilderten Fall frühzeitig entgegen zu wirken.