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Patienten- und Behandlungscharakteristika in der Dünndarm- und Multiviszeraltransplantation
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Veröffentlicht: | 17. Mai 2010 |
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Einleitung: Nach wesentlichen Fortschritten in der immunsuppressiven Therapie etablierte unser Zentrum im Jahre 2000 die Dünndarm (DDTx)- und Multiviszeraltransplantation (MVTx). Wir berichten über die Patienten- und Behandlungscharakteristika der zur DDTx und MVTx vorgestellten Patienten.
Material und Methoden: Es erfolgte eine prospektive Analyse der von 2000–Juni 2009 im Dünndarmtransplantationszentrum der Berliner Charité vorgestellten Patienten. Insgesamt wurden 77 Patienten (Frauen:Männer=41:36; Alter 39,3±13,4 Jahre) mit irreversiblem Kurzdramsyndrom zur Evaluation vorgestellt. Die Evaluationsindikation wurde ausschliesslich bei Patienten mit kompliziertem Verlauf unter total parenteraler Ernährung (TPE) gemäß der Intestinal Transplant Association gestellt.
Ergebnisse: 77 Patienten erfüllten die Kriterien zur Einleitung der Evaluation. N=13 Patienten wurden als nicht geeignet eingestuft, bei n=10 Patienten steht die Evaluation aus. 54 Patienten wurden evaluiert, wovon 37 auf die Warteliste (WL) zur DDTx/MVTx aufgenommen wurden. Bei n= 5 Patienten wurde einen Adaptation als möglich angesehen; weitere n=8 Patienten erwiesen sich als stabil unter TPE, so dass die Indikation zurückgestellt wurde. n=4 Patienten sind lost-to-follow-up. Von 06/2000–06/2009 unterzogen sich n=24 Patienten einer DDTx (n=18) oder MVTx (n=6). n=6 Patienten verstarben während der Wartezeit zur MVTx. Die übrigen Patienten warten derzeit auf eine Transplantation. Die 1- und 5-Jahres-ÜL betrugen nach DDTx 78%, nach MVTx 67%. Die Wartezeit bis zur DDTx betrug im Mittel 321±253 Tage, bis zur MVTx 283±135 Tage. Die Wartelistenmortalität betrug bei DDTx 0%, bei MVTx 30 % nach im Mittel 254±123 Tagen.
Schlussfolgerung: Mehr als ein Drittel der vorgestellten Patienten stellte sich mit einer KDS-assoziierten Morbidität vor, die eine isolierte DDTx unmöglich machte, d.h. zur MVTx -Indikation führte bzw. Intransplantabilität bedeutete. Die erhebliche Wartezeit zur DDTx und MVTx von durchschnittlich mehr als 280 Tagen muss in der Indikationsstellung berücksichtigt werden; insbesondere Patienten zur MVTx weisen eine Wartelistenmortalität von über 30% auf.