gms | German Medical Science

126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Defensin-Expression im entzündlichen Infiltrat der Darmwand bei Morbus Crohn-Patienten unter immunsuppressiver Therapie

Meeting Abstract

  • M. Vorwerk - Chirurgische Klinik I, CBF, Charité, Berlin
  • C. Loddenkemper - Institut für Pathologie, CBF, Charité, Berlin
  • H. J. Buhr - Chirurgische Klinik I, CBF, Charité, Berlin
  • A. J. Kroesen - Abteilung. für Allgemein-, Viszeral-. und Unfallchirurgie. Krankenhaus Porz am Rhein gGmbH. Köln
  • corresponding author N. Slavova - Chirurgische Klinik I, CBF, Charité, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11233

doi: 10.3205/09dgch779, urn:nbn:de:0183-09dgch7790

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Vorwerk et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Defensine sind körpereigene, antimikrobielle Peptide, die von Epithel-, Paneth- und Entzündungszellen produziert werden und für die Aufrechterhaltung der mukosalen Barrierefunktion sowie als Regulationsmolekülen eine wichtige Rolle spielen. Für die Therapie von M. Crohn werden Glukokortikoide bzw. Immunsuppressiva eingesetzt. Diese Medikamente zeichnen sich durch eine antiinflammatorische und immunspuppresive Wirkung aus, was Auswirkungen auf die Defensin-Expression immunkompetenter Zellen haben und somit eine wichtige Rolle für die veränderte mukosale Immunität spielen könnte.ZIEL: Diese Arbeit untersucht die Defensin-Expression in Makrophagen, T-Helfer- und Zytotoxischen T-Zellen unter unterschiedlichem medikamentösen Einfluss.

Material und Methoden: Es wurden 3 Gruppen á 10 Patienten mit symptomatischem Ileitis terminalis bei M. Crohn nach unterschiedlicher medikamentöser Therapie untersucht. Gruppe I - ohne medikamentöse Therapie, Gruppe II - Glukokortikoid-Therapie, Gruppe III – Cortikoide + Azathioprin. Mittels Doppelfluoreszenz – Immunhistochemie wurde die Defensin-Expression in inflammatorischen Zellen für die Defensinen α5 (HDA5), α6 (HDA6) und β2 (HBD2) untersucht. Quantitative Auswertung der Defensin-positive T-Helferzellen (TH), zytotoxische T-Zellen (ZT) und Makrophagen (MAK) bei M.Crohn unter Immunsuppression wurde mit Gewebe von immunkompetenten Patienten mit Appendizitis sowie mit gesundem Kontrollgewebe verglichen.

Ergebnisse: Morbus Crohn-Patienten zeigen eine erhöhte Menge an Defensin-positiven Zellen verglichen zur Kontrollgruppe (α5: Z = -2,478, p = 0,013; α6: Z = -4,460, p < 0,001; β2: Z = -4,231, p < 0,001). Patienten mit akuter Appendizitis weisen höhere Mengen Defensin-positiver Zellen auf im Vergleich zur Kontrolle (α5: Z = -2,340, p = 0,019; α6: Z = -3,223, p < 0,001; β2: Z = -3,576, p < 0,001). Zwischen Patienten mit akuter (Appendizitis) und chronischer (Morbus Crohn) Darmentzündung ergeben sich keine signifikanten Unterschiede in der Menge α5-, α6- und β2-positiver Zellen. Es gibt keine signifikanten Unterschiede in den Mengen α5- und α6-positiver Zellen zwischen Morbus Crohn-Patienten unter verschiedenen medikamentösen Therapien. Morbus Crohn-Patienten unter Prednisolon-Therapie weisen signifikant höhere Mengen an β2-positiven Zellen auf als Patienten unter Mesalazin-Therapie (Z = -2,531, p = 0,011) sowie Patienten unter Kombinationstherapie aus Prednisolon und Azathioprin (Z = -2,428, p = 0,015). Die Auswertung zeigte eine verminderte Zellzahl nach langjähriger Immunsupression in der Dramwand, des weiteren eine unveränderte qualitative Defensin-Expression der die Defensinen α5 (HDA5), α6 (HDA6) und β2 (HBD2) und erwartungsgemäß stark positive Immunoreaktivität für Defensine in Makrophagen und T-Zellen bei Appendizitis.

Schlussfolgerung: Die Defensin-Expression der entzündlichen Zellen in der Darmwand bei M. Crohn ist im Vergleich zu gesundem Darmgewebe erhöht und korreliert mit dem Entzündungsgrad unabhängig von der unterschiedlichen immunsuppressiven Therapie. Patienten mit Morbus Crohn weisen unabhängig von Art und Dauer ihrer medikamentösen Therapie in der Lamina propria des betroffenen Ileumabschnitts eine erhöhte Menge an Defensin-positiven Zellen im Vergleich zur Kontrollgruppe auf, wobei die Menge an Defensin-positiven Zellen mit dem Grad der Entzündung ansteigt. Im Hinblick auf β2 fällt auf, dass die Anzahl Defensin-positiver Zellen bei Morbus Crohn-Patienten unter Prednisolon-Therapie größer ist als bei Patienten unter Mesalazin-Therapie oder bei Patienten unter einer Kombinationstherapie aus Prednisolon und Azathioprin. Die Defensine α5 und α6 zeigen dagegen keine Mengenunterschiedene zwischen den verschiedenen Morbus Crohn-Gruppen. Insgesamt zeichnet sich ab, dass unter entzündlichen Bedingungen im Ileum die Anzahl der Zellen, die Defensine exprimieren, erhöht ist. Es kann jedoch aufgrund der Methodik weder eine Aussage über die Defensinmenge insgesamt getroffen werden, noch darüber, ob die Veränderungen der Mengen Defensinpositiver Zellen beim Morbus Crohn auf die Erkrankung selbst oder auf die medikamentöse Therapie zurückzuführen sind.