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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

NOTES-Schilddrüsenchirurgie – Total TransOrale VideoAssistierte Thyreoidektomie (TOVAT): präklinische Ergebnisse eines neuen minimalinvasiven Operationsverfahrens

Meeting Abstract

  • corresponding author T. Benhidjeb - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Campus Mitte
  • T. Wilhelm - Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf-/Hals- und plastische Gesichtschirurgie, HELIOS Kliniken Leipziger Land
  • J. Harlaar - Department of Neuroscience-Anatomy, ErasmusMC University Medical Centre
  • G.-J. Kleinrensink - Department of Neuroscience-Anatomy, ErasmusMC University Medical Centre
  • A.J. Schneider - New European Surgical Academy (NESA), Berlin
  • J.F. Lange - Department of Neuroscience-Anatomy, ErasmusMC University Medical Centre
  • J.M. Müller - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Allgemein-, Visceral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Campus Mitte
  • M. Stark - New European Surgical Academy (NESA), Berlin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch10712

doi: 10.3205/09dgch766, urn:nbn:de:0183-09dgch7661

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Benhidjeb et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Schilddrüsenresektion zählt heute dank bewährter ausgereifter Operationstechnik mit niedriger Morbidität zu den sicheren chirurgischen Eingriffen. Diese im Laufe der letzten Jahre gewonnene Sicherheit hat dazu geführt, dass bei dieser Operation ästhetische Aspekte mehr an Bedeutung gewonnen haben. Die Rationale für diese Umwandlung beruht auf der Tatsache, dass der Hals unter kosmetischen Gesichtspunkten eine besonders exponierte Körperregion darstellt. Neben der von Miccoli entwickelten minimalinvasiven videoassistierten Thyreoidektomie (MIVAT) über einen 20mm zervikalen Zugang, wurden insbesondere im asiatischen Raum verschiedene extrazervikale Zugänge via Axilla und Thoraxwand eingeführt, dies mit dem Bestreben die Narbe am Hals aus dem Blickfeld nach thorakal bzw. axillär zu verlagern. Aufgrund der weiten Zugangswege und der extensiven Dissektion mit Erzeugung größerer Wundflächen sind diese Verfahren nicht minimalinvasiv. Bei den Bemühungen um eine auf das Notwendige reduzierte Präparation sowie ein kosmetisch optimales Ergebnis, haben wir im Rahmen unseres „Natural Orifice Surgery“ (NOS)-Projektes den transoralen Zugang zur Schilddrüsenresektion geplant und experimentell inauguriert.

Material und Methoden: Diese präklinische Studie wurde an 5 menschlichen Leichen durchgeführt. In einem ersten Schritt haben wir an 3 Leichen die Operationsstrecke zwischen Mundboden und Schilddrüse anhand anatomischer Dissektionen untersucht und Landmarken definiert. An 2 Leichen erfolgte dann mit adaptierten laparoskopischen Instrumenten der eigentliche endoskopische Eingriff. Hierbei erfolgt der Einstieg von einer mittig gesetzten 5mm Inzision in Höhe der Caruncula sublingualis. Von hier aus erfolgt die stumpfe Präparation subplatysmal entlang der Fascia colli superficialis zur Schaffung eines Raumes, in den der Optiktrokar platziert und CO2 mit einem Druck von 4–6 mmHg insuffliert wird. Unter Sicht werden zwei 3mm-Arbeitstrokare über den lateralen Mundboden beidseits, ebenfalls subplatysmal eingeführt. Es folgt die Ablösung des Platysmas von der geraden Halsmuskulatur, das Eingehen durch die Linea alba colli und schließlich die Separation der Mm. sternohyoideus et sternothyreoideus bis die Schilddrüse zum Vorschein kommt. Nach Isthmusdurchtrennung erfolgt die Mobilisation und Resektion der Schilddrüse von kranial nach kaudal. Die Präparatbergung erfolgt transoral durch die Inzision in Höhe der Caruncula sublingualis.

Ergebnisse: Die anatomischen Verhältnisse des Zugangsweges wurden an 3 Leichen definiert dokumentiert, und standardisiert. Eine total endoskopische schichtgerechte einseitige subtotale Schilddrüsenresektion konnte in 60 Minuten erfolgreich durchgeführt werden.

Schlussfolgerung: Minimalinvasivität und Narbenlosigkeit bilden die Rationale für die transorale Schilddrüsenresektion. Im Vergleich zu den zervikalen und extrazervikalen Methoden ist der transorale Zugang als einziges Verfahren gleichzeitig minimalinvasiv und kosmetisch optimal. Minimalinvasiv, weil die Strecke zwischen Mundboden und Schilddrüse kurz und die Präparation nicht viel ausgedehnter im Vergleich zur konventionellen offenen Schilddrüsenresektion ist. Kosmetisch optimal, weil keinerlei Narben hinterlassen werden. Vor der ersten klinischen Anwendung wird diese Methode als Nächstes Ende August an 5 lebenden Schweinen überprüft mit dem Ziel die Zuverlässigkeit des verwendeten Instrumentarium in vivo zu überprüfen und potentiell mit dieser neuen Technik assoziierte funktionelle Defizite, wie Schluckstörungen zu erfassen.