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OP-Kurse als attraktiver Baustein für eine strukturierte Weiterbildung in der Chirurgie – Video-Evaluation des Lerneffekts für praktische Fertigkeiten am Beispiel eines viszeralchirurgischen OP-Kurses
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Veröffentlicht: | 23. April 2009 |
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Einleitung: Standardisierte Operationskurse erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit beim chirurgischen Nachwuchs und stellen einen attraktiven Baustein für eine strukturierte Weiterbildung (WB) dar. Neben der Evaluation der subjektiven Zufriedenheit durch die Teilnehmer hat die Erfassung objektiver Lernerfolge für theoretische Kenntnisse und praktischer Fertigkeiten für die Beurteilung der Effektivität und des Nutzens solcher Kurse eine wesentliche Bedeutung. Objektive Analyse des Lerneffekts eines Operationskurses für die Vermittlung theoretischer Kenntnisse und praktischer Fertigkeiten.
Material und Methoden: In die Studie aufgenommen wurden Teilnehmer eines einwöchigen viszeralchirurgischen OP-Kurses. Es erfolgten konventionelle (4 Tage) und laparoskopische (3 Tage) Übungen an Darmpräparaten unter Tutoranleitung. Alle 108 Teilnehmer erhielten vor und nach Kursabschluss einen standardisierten ad-hoc Fragebogen zur Selbsteinschätzung und Bewertung des Kurses und Fragen zum Thema Nahttechniken (Multiple Choice). 36 freiwillige Probanden wurden vor Beginn (Zeitpunkt 1) und am Ende des Kurses (Zeitpunkt 2) aufgefordert, eine definierte fortlaufende Darmnaht zu fertigen. Diese wurde Foto- und Video-dokumentiert und mit Hilfe eines Scores von 2 unabhängigen Untersuchern ausgewertert. Zielparameter waren die Handhabung des Instrumentariums, die Nahttechnik, die benötigte Zeit und die Qualität der Anastomose.
Ergebnisse: Die häufigsten Erwartungen der Teilnehmer an den OP-Kurs, wie Vermittlung standardisierter OP-Techniken (93,5%), Auffrischung des eigenen Wissens und der Fertigkeiten (71,3%) und Anschub für die Weiterbildung (70,4%) wurden gut bis sehr gut erfüllt. Das Zutrauen, selbständig eine einfache und eine schwierige Anastomose zu nähen, war zum Zeitpunkt 2 signifikant erhöht (p < 0,001). 93,3% der Befragten gab an, dass der Kurs die eigene chirurgische Technik positiv beeinflusst hat (Nahttechnik 77,3%; Handhabung von chirurgischen Instrumenten inklusive Klammernahtgeräten 92,1%). Zum Zeitpunkt 2 wurden im Mittel signifikant mehr Wissensfragen korrekt beantwortet als zu Beginn des Kurses (3,71 vs. 3,49 Fragen; p=0,025). Nach Kursabschluss wurde im Mittel im Vergleich zu Zeitpunkt 1 ein höherer Darmnaht-Score (11,94 vs. 9,75; p < 0,05) in kürzerer Zeit (176,22s vs. 277,11s; p < 0,05) erzielt. Die Verkürzung der Zeit korreliert mit einer Verbesserung der Qualität (Score).
Schlussfolgerung: Durch objektive Prüfung vermittelter Kenntnisse und Fertigkeiten im Rahmen eines viszeralchirurgischen OP-Kurses konnte ein Lerneffekt für Theorie und Praxis belegt werden. Dabei profitieren Weiterbildungsassistenten unabhängig vom Stand der Weiterbildung in gleichem Maße. Somit stellen OP-Kurse attraktive Bausteine mit nachhaltiger Wirkung auf die chirurgischen WB dar und sollten in zukünftige Curricula integriert werden.