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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Ein fussball-spezifisches Balancetraining zur Reduktion von Oberschenkelmuskelverletzungen und Knie- und Achillessehnenbeschwerden im Frauenfußball. Eine Interventionsstudie in der ersten Frauenfussballbundesliga

Meeting Abstract

  • corresponding author K. Knobloch - Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • S. Martin-Schmitt - FC Bayern München
  • R. Krämer - Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • P.M. Vogt - Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11088

doi: 10.3205/09dgch364, urn:nbn:de:0183-09dgch3643

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Knobloch et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Ein fussball-spezifisches Balancetraining konnte in randomisiert-kontrollierten Studien die Verletzungsrate der vorderen Kreuzbandverletzung und von OSG-Bandverletzungen signifikant reduzieren. Muskelverletzungen des Oberschenkels stellen ein wesentliches Problem im Fussballsport dar. Die Fragestellung dieser Arbeit lautet: Kann ein fussballspezifisches Balancetraining in Abhängigkeit von der Dosierung über drei Saisonspielzeiten die Verletzungsraten von Oberschenkelmuskelverletzungen reduzieren? Als sekundäre Fragestellung soll der Einfluss des Balancetrainings auf die Patella- und Achillestendinopathie bei Frauenfussballbundesligaspielerinnen untersucht werden.

Material und Methoden: Studiendesign: Prospektive Kohortenstudie der ersten Damenmannschaft des FC Bayern München als Teilnehmer der ersten FrauenfussballbundesligaProbanden: 24 Hochleistungsfußballspielerinnen (BMI 21,7 ± 1,2, Alter 21 ± 4) wurden prospektiv eingeschlossen und über drei Jahre untersuchtZielkriterien: Verletzungsrate/1.000h Exposition mit detaillierter minütlicher Aufstellung der Fussballexposition, der Verletzungsraten, der Ausfallzeiten sowie der Stundenzahl des Balancetrainings.Intervention: Multistations-Balancetraining fussballspezifisch trainingsbegleitend ab der Rückrundenspielzeit 2003/2004 über 3 Jahre mit Fokus auf propriozeptiven Übungen zunächst ohne, später mit dem Ball. Dabei erfolgte die Übungsdauer von 15–20s mit 5 Wiederholungen pro Übung über 45min pro Trainingseinheit.

Ergebnisse: Die dreijährige Balancetrainingsintervention konnte die Oberschenkelmuskelverletzungen auf von 23,4/1000h auf 9,2/1.000h (p=0,021) reduzieren. Patellartendinopathie wurde von 3,0/1000h auf 1,0/1.000h (p=0,022) und die Achillestendinopathie von 1,5/1000h auf 0.0/1.000h (p=0,035) reduziert. Der Balancetrainingseffekt war nur auf Verletzungen ohne Foulspiel nachweisbar. Die mittlere Ausfallzeit (time loss) aller Verletzungen verringerte sich dramatisch durch das fussballspezifische Balancetraining auf 1,5 Tage versus 14,4 Tage vor Beginn der Intervention (p=0,003).

Schlussfolgerung: Ein fussballspezifisches Balancetraining kann nachhaltig Oberschenkelmuskelverletzungen reduzieren helfen. Wir konnten erstmalig eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen der Anzahl der Balancetrainingseinheiten auf die Verletzungsraten über drei Jahre im Fussballsport nachweisen. Auch Überlastungsschäden an der Knie- und Achillessehne können nachhaltig durch eine zusätzliche Balanceintervention reduziert werden. Insofern gibt diese Kohortenstudie Anregungen zur Durchführung einer randomsiert-kontrollierten Studie zum Einfluss des Balancetrainings auf Achilles- und Patellatendinopathie sowie Oberschenkelmuskelverletzungen im Fussballsport. Schliesslich konnte überraschenderweise eine beschleunigte Rehabilitation bei der untersuchten Kohorte nach Balancetraining beobachtet werden, was weiterer prospektiver Untersuchungen bedarf und bislang nicht bekannt war.

Abbildung 1 [Abb. 1]