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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Bedeutung der RET-Protoonkogen-Mutationen beim medullären Schilddrüsenkarzinom

Meeting Abstract

  • corresponding author E. Schellhaas - Chirurgische Klinik I, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • M. C. König - Chirurgische Klinik I, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • K. Frank-Raue - Praxis für Endokrinologie, Heidelberg
  • H. J. Buhr - Chirurgische Klinik I, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
  • H. G. Hotz - Chirurgische Klinik I, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch10953

doi: 10.3205/09dgch343, urn:nbn:de:0183-09dgch3436

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Schellhaas et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Etwa ein Viertel aller medullären Schilddrüsenkarzinome (MTC) ist genetisch bedingt (als isoliertes familiäres MTC oder im Rahmen einer multiplen endokrinen Neoplasie MEN 2a oder MEN 2b) durch eine Mutation im RET-Protoonkogen. Durch die Lokalisation der Mutation wird die Aggressivität des Tumors vorherbestimmt. Ziel der vorliegenden Studie war es, am eigenen Krankengut die Verteilung der unterschiedlichen RET-Mutationen und deren Bedeutung für den Krankheitsverlauf zu untersuchen.

Material und Methoden: Beschrieben werden alle 63 Patienten, die seit 1989 in unserer Abteilung primär operiert wurden aufgrund eines nachgewiesenen oder vermuteten MTC oder eines dazu prädisponierenden Gendefekts. Alle Patienten erhielten, sofern sie in kurativer Absicht operiert wurden, eine komplette Thyreoidektomie mit zervikozentraler Lymphadenektomie.

Ergebnisse: Bei 26 Patienten erfolgte die Operation prophylaktisch vor Auftreten eines symptomatischen MTC. Bei diesen Patienten fanden sich Mutationen in folgenden Codons des RET-Protoonkogens: Codon 634: n = 17; Codon 618: n = 2; Codon 648: n = 1; Codon 790: n = 2; Codon 791: n = 1; Exon 10 (ohne Codon-Angabe): n = 1; unbekannte Lokalisation der Mutation: n = 2. Die drei ältesten prophylaktisch operierten Patienten hatten Mutationen in den Codons 791 (55 Jahre), 648 (45 Jahre) und 790 (37 Jahre). Bei unseren prophylaktisch operierten Patienten fand sich bei fast allen (n = 23) lediglich eine C-Zell-Hyperplasie oder ein T1-Tumor. Fortgeschrittene Tumorstadien mit Lymphknotenmetastasen (n = 2) wurden nur bei Patienten mit Mutation im Codon 634 diagnostiziert. Der jüngste Patient mit Lymphknotenmetastasen wurde im Alter von 9 Jahren operiert. Bei den 37 Patienten mit symptomatischem MTC fand sich keine Mutation bei 28 Patienten. Folgende Mutationen wurden gefunden: Codon 634: n = 4; Codon 648: n = 1; Codon 804: n = 1; hereditäres MTC ohne Mutationsnachweis: n = 3. Es zeigten sich im Durchschnitt weiter fortgeschrittene Tumoren als bei den prophylaktisch operierten Patienten. Zum Zeitpunkt der Erstdiagnose hatten nur 3 Patienten Fernmetastasen, unter ihnen war niemand mit einem hereditären MTC.

Schlussfolgerung: Unsere Patientenpopulation bestätigt die Erfahrung anderer Arbeitsgruppen, daß es abhängig von der jeweiligen Mutation im RET-Protoonkogen unterschiedlich schnell zur malignen Transformation der C-Zellen kommt. Eine prophylaktische Thyreoidektomie sollte bei Risikopatienten möglichst frühzeitig erfolgen, wenn noch keine Lymphknotenmetastasierung stattgefunden hat. Dies gilt insbesondere für Träger einer Mutation im Codon 634, der in unserem Krankengut aggressivsten Mutation.