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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Kritische Bewertung der Carotis-TEA bei asymptomatischen Patienten über dem 75. Lebensjahr

Meeting Abstract

  • corresponding author R. Kellersmann - Klinikum der Universität Würzburg, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Gefäßchirurgie - Endovaskuläre Chirurgie, Würzburg
  • K. Schiemann - Klinikum der Universität Würzburg, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Gefäßchirurgie - Endovaskuläre Chirurgie, Würzburg
  • R. Pingel - Klinikum der Universität Würzburg, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Gefäßchirurgie - Endovaskuläre Chirurgie, Würzburg
  • M. Lauerbach - Klinikum der Universität Würzburg, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Gefäßchirurgie - Endovaskuläre Chirurgie, Würzburg
  • C. Bühler - Klinikum der Universität Würzburg, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Gefäßchirurgie - Endovaskuläre Chirurgie, Würzburg
  • W. Müllges - Klinikum der Universität Würzburg, Neurologische Klinik und Poliklinik, Würzburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11337

doi: 10.3205/09dgch338, urn:nbn:de:0183-09dgch3388

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Kellersmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Obwohl mittlerweile eine solide Datenlage zum langfristigen Nutzen der Carotis-TEA bei der Behandlung asymptomatischer Carotis interna Stenosen existiert, ist die Indikationsstellung bei bestimmten Sub-Gruppen nach wie vor problematisch. So lassen die Ergebnisse der ACST-Studie vermuten, dass der Effekt der TEA auf die Prävention ischämischer Hirninfarkte bei Patienten > 75 Jahren limitiert zu sein scheint. Trotzdem gehört die Carotis-Desobliteration bei dieser Patientengruppe zur gängigen klinischen Praxis. Aus diesem Grunde haben wir anhand der eigenen Daten die Ergebnisse der Carotis-TEA bei asymptomatischen Patienten > 75 Jahren analysiert.

Material und Methoden: Sämtliche Carotis-TEA, die im Zeitraum von 01/96 bis 12/06 an unserer Klinik operiert wurden, sind in die Studie einbezogen worden. Rezidiv-Operationen (n=35) wurden ausgeschlossen. Die TEA erfolgte in konventioneller Technik mit routinemäßiger Shunt-Einlage und Patch-Plastik. Die Auswertung wurde anhand der Krankenakten, Hausarztanfragen sowie einer gezielten Einbestellung zur neurologischen und sonographischen Nachuntersuchung durchgeführt. Zielkriterien waren neben den frühpostoperativen Ergebnissen, das Vorliegen einer Rezidiv-Stenose (>70%), die langfristige Schlaganfall- sowie die Überlebensrate.

Ergebnisse: Im o.g. Zeitraum wurden insgesamt 986 primäre Carotis-TEA bei 903 Patienten durchgeführt. In 59,6% der Fälle handelte es sich um asymptomatische Stenosen wobei hiervon wiederum 27% dieser Patienten (n=158) ein Lebensalter > 75 Jahre aufwiesen. Es ergab sich kein signifikanter Unterschied im perioperativen Apoplex-Risiko (1,2% bei Patienten ≤ 75 Jahren vs. 2,1% >75 Jahren), der postoperativen Letalität (jeweils <1% in beiden Gruppen) und der Rate an chirurgisch-technischen Komplikationen. 2 Jahre nach TEA fand sich eine tendenziell, wenn auch nicht statistisch signifikant höhere Rezidiv-Stenose-Rate (4,5% vs. 6,5%). 5 Jahre nach TEA war keine Unterschied in der Schlaganfallrate feststellbar (5,1% vs 4,7%), jedoch ergab sich eine signifikant schlechtere Überlebensrate der Patienten >75 Jahre (71,1% vs. 85,3% nach 5 Jahren).

Schlussfolgerung: In der vorliegenden Studie konnte kein höheres peri-operatives Risiko für Patienten mit einem Lebensalter > 75 Jahren im Vergleich zum jüngeren Kollektiv festgestellt werden. Auch die langfristigen technischen Ergebnisse der TEA bei älteren Patienten sind denen der jüngeren nicht unterlegen. Auch scheint die TEA bei den älteren Patienten die gleiche Effektivität in Bezug auf die Verhinderung eines ischämischen Hirninfarktes zu haben. Legt man allerdings die aus der ACST-Studie gewonnene Annahme zu Grunde, dass der Nutzen der TEA im Vergleich zu einem konservativ behandelten Kontrollkollektiv wahrscheinlich erst nach 5 Jahren auftritt, lässt die Tatsache, dass > 1/4 der Patienten in unserer Studie diesen Zeitraum nicht überlebt haben, die Indikationsstellung gerade bei den Patienten > 75 Jahren kritisch erscheinen. Nur die Etablierung relevanter Prognosekriterien kann hier eine verbesserte Nutzen-/Risiko-Abwägung der TEA in beiden Patientengruppen bringen.