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Retrospektive Untersuchung von 386 Handphlegmonen: Ursache, Keimspektrum, Behandlung
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Veröffentlicht: | 23. April 2009 |
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Einleitung: Ziel der Studie war es, Ursachen, Keimspektrum und Therapie von Handphlegmonen zu untersuchen.
Material und Methoden: Die Analyse erfolgte retrospektiv aus der Vorgeschichte und den Verläufen von 386 Patienten, die zwischen 1994 und 2006 im Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum therapiert wurden.
Ergebnisse: Im Zeitraum von 12 Jahren wurden 305 Patienten mit Handphlegmonen stationär und 81 ambulant behandelt. Häufungen wurden im Herbst und Winter beobachtet. Zwei Drittel der Patienten waren männlich (n=250), ein Drittel weiblich (n=136). Das Durchschnittsalter lag bei 47 Jahren (1–101 Jahre). Die durchschnittliche Liegedauer betrug 9 Tage (1–52 Tage). 86% der Patienten (n=333) wurden operiert, 14% (n=53) konservativ behandelt.Die häufigsten Ursachen waren Schnitt- und Stich- (39,1%), gefolgt von Biss- (18,9%; Haustiere: 93,7%, Menschen 4,7%) und Bagatellverletzungen (12,7%). Auslöser waren zu 48,3% Staphylokokken, gefolgt von Streptokokken (16,7%) und Pasteurellen (9,2%). 23,8% der mikrobiellen Abstriche ergaben kein Keimwachstum.Die Finger waren zu knapp 50% betroffen, gefolgt von Hohlhand (26,7%) und Handrücken (23,8%). Durchschnittlich wurden 1,8 Operationen (1–5 Operationen) durchgeführt, um den Infekt zu sanieren. Eine Defektdeckung war bei 34% der Patienten notwendig, wobei in 65,7% der Fälle eine Spalthauttransplantation ausreichte. 26,6% wurden mit einem gestielten, 7,7% mit einem freien Lappen gedeckt. In knapp 6% der Fälle war eine Amputation notwendig, wobei die Daumen zu 73% betroffen waren.
Schlussfolgerung: Bei der Auswertung der Daten wird deutlich, dass Phlegmonen an der Hand eine ernst zu nehmende Erkrankung darstellen, die eine stationäre Aufnahme mit oft aufwendigen Operationen notwendig macht. Die Therapie der Wahl liegt in einer frühen und radikalen Operation mit antibiotischer Abdeckung. Die Antibiose sollte sich nach dem Verletzungshergang richten, wobei bei frischen Verletzungen ein Cephalosporin der 1. Generation, bei älteren oder Bissverletzungen Sultamicillin gegeben werden sollte.