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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

Behandlung der juvenilen Knochenzyste: ESIN oder ESIN und Defektauffüllung mit Ostim?

Meeting Abstract

  • corresponding author K. Becker - Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße Köln
  • M. Demian - Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße Köln
  • M. Dübbers - Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße Köln
  • M. Pauly - Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße Köln
  • M. Kellner - Klinik für Kinderradiologie Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße Köln
  • T. Boemers - Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße Köln

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch11443

doi: 10.3205/09dgch299, urn:nbn:de:0183-09dgch2993

Veröffentlicht: 23. April 2009

© 2009 Becker et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Ziele der Behandlung der juvenilen Knochenzyste (JKZ) sind die schnelle Ausheilung bzw. Konsolidierung der Zyste und Stabilisierung des Knochens, um einer pathologischen Fraktur vorzubeugen.Bisher bestand in unserer Klinik die Behandlung der JKZ mit manifester oder drohender Fraktur in der elastisch-stabilen intramedulären Nagelung (ESIN). Während ein Teil der JKZs unter der Therapie mit ESIN komplikationslos ausheilt, zeigen vor allem diaphysäre Zysten eine schlechtere Heilungstendenz. Es wurde begonnen, die Zysten nach bzw. während der Stabilisierung durch ESIN mit dem Knochenersatzmaterial Ostim, einem nanokristallinen Hydroylapatit mit erwiesener osteokonduktiver und –stimulativer Wirkung, aufzufüllen. Die vorliegende Untersuchung soll zeigen, ob sich durch diese Behandlungsmethode Vorteile gegenüber der alleinigen Behandlung mit ESIN bezüglich Behandlungsdauer und Heilungsverlauf ergeben.

Material und Methoden: Durchgeführt wurde eine retrospektive Datenanalyse von Patienten, die in unserer Klinik von 01/2004 bis 10/2008 mit der histologisch gesicherten Diagnose einer JKZ im Verlauf (dia- oder metaphysär) der langen Röhrenknochen (Humerus oder Femur) behandelt wurden. Alle Patienten waren aufgrund einer pathologischen Fraktur im Bereich der Knochenzyste vorstellig geworden. ESIN wurde bei allen Patienten angewendet. Endziel waren die Behandlungsdauer und der Heilungsverlauf inklusive Rezidivrate, Anzahl der Operationen und Röntgenuntersuchungen. Ermittelt wurden die entsprechenden Daten anhand von Arztbriefen, OP-Berichten und Röntgenbildern.

Ergebnisse: Insgesamt wurden Daten von 18 Patienten ausgewertet. Das Durchschnittsalter bei Erstdiagnose lag bei 8,1 Jahren. Der Großteil der JKZ trat in der Diaphyse des Humerus (n=11, 61%) auf.11 der 18 Patienten wurden ausschließlich mit ESIN behandelt. Damit konnten in dem genannten Zeitraum 3 Fälle (27%) zur Ausheilung, d.h. komplette radiologische Konsolidierung der JKZ, gebracht werden. Die durchschnittliche Behandlungsdauer betrug 2,3 Jahre.Die Behandlung der übrigen 8 Patienten der ESIN-Gruppe war zum Ende des Beobachtungszeitraums noch nicht abgeschlossen, d.h. radiologisch persistierende JKZ, und dauerte im Durchschnitt bereits 3,5 Jahre. Bei einem Patienten konnte das ESIN-Material trotz einer Restzyste entfernt werden, da radiologisch keine Frakturgefährdung mehr bestand. Bei den anderen 7 wurde das ESIN-Material belassen, da die JKZ persisierte oder größenprogredient (n=4) war. Bei 2 Patienten trat trotz ESIN eine Re-Fraktur auf. Die restlichen 7 der insgesamt 18 Patienten wurden ebenfalls mit einer ESIN-Osteosynthese versorgt. In 3 Fällen wurde gleichzeitig mit der ESIN-Einlage die JKZ mit Ostim aufgefüllt. In den anderen 4 Fällen erfolgte die Ostimauffüllung im Verlauf im Rahmen eines ESIN–Wechsels bei persistierender JKZ. In der gesamten ESIN/Ostim-Gruppe (n=7) konnten 5 Behandlungen (71%) innerhalb des Beobachtungszeitraums nach einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 3,4 Jahren abgeschlossen werden, wobei sich die Behandlungsdauer nach Ostimauffüllung im Durchschnitt auf 2,1 Jahre verkürzte. Dabei zeigte sich radiologisch bereits nach 1 Jahr in fast allen Fällen eine kräftige Durchbauungsreaktion der JKZ. Bei einem Patienten war das Ostim nach 1 Jahr komplett resorbiert. Es kam zu einer Re-Frakutr in diesem Bereich, so dass bei dem erforderlichen ESIN-Wechsel die JKZ nochmals mit Ostim aufgefüllt wurde.

Schlussfolgerung: Insgesamt konnten in der ESIN/Ostim-Gruppe mehr JKZ zur Ausheilung gebracht werden als bei alleiniger Versorgung mit ESIN (71% vs. 27%). Es zeichnet sich ab, dass nach Defektauffüllung mit Ostim die JKZ nach ca. 2 Jahren komplett konsolidiert ist und dann die Metallentfernung erfolgen kann.Damit ist die Versorgung von pathologischen Frakturen infolge JKZ mit ESIN und anschließender Defektauffüllung mit Ostim sinnvoll, nicht nur zur Stabilisierung bzw. Vorbeugung einer pathologischen Fraktur, sondern um eine wesentlich schnellere Ausheilung der Zyste zu erreichen.