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Procalcitoninbestimmung bei postoperativen allgemeinchirurgischen Intensivpatienten: Hilfreich für die Prognose-Abschätzung?
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Veröffentlicht: | 23. April 2009 |
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Einleitung: Die extrathyroidale Procalcitonin-Freisetzung ist wichtiger Bestandteil der inflammatorischen Reaktionen nach Trauma, Infektion, oder in der Sepsis. In der Vergangenheit wurde intensiv untersucht, in wieweit es die Messung der Procalcitonin-Konzentration erlaubt, zwischen infektiösen und nicht-infektiösen Ursachen eines systemischen inflammatorischen Syndroms zu unterscheiden. Eine alternative Anwendung der Procalcitonin-Messung könnte im Bereich einer allgemeinen Prognose-Vorhersage liegen. Viel versprechende Ergebnisse konnten diesbezüglich nach Polytrauma bzw. kardiochirurgischen Eingriffen erhoben werden. Wir wollten einen entsprechenden Nutzen für intensivpflichtige Patienten nach allgemeinchirurgischen Eingriffen untersuchen.
Material und Methoden: Wir analysierten retrospektiv die Plasma-Procalcitonin-Konzentration am ersten postoperativen Tag bei 220 unselektionierten allgemeinchirurgischen Patienten. Die Patienten waren innerhalb eines halben Jahres konsekutiv geplant oder ungeplant auf die Intensivstation aufgenommen worden. Prognosevariablen waren die Krankenhaus-Letalität, die Morbidität (größere chirurgische oder internistische Komplikationen), und die Krankenhausverweildauer (nur überlebende Patienten). Zuerst wurde untersucht, ob die Procalcitonin-Konzentration nach multivariater Adjustierung an Confounder-Variablen (Grunderkrankung, Apache II score, Interleukin-6- bzw. CRP-Konzentration) eine unanhängige prognostische Determinante darstellte. Die Prognosegüte wurde dann durch individuelle Receiver-Operator-Charakteristiken abgeschätzt.
Ergebnisse: Die postoperative Procalcitonin-Konzentration konnte als unabhängige Determinante für die Letalität, die kombinierte Letalität und Morbidität, und die Krankenhausverweildauer identifiziert werden. In allen statistischen Modellen zeigte sich jedoch eine nicht-lineare, logarithmische Assoziation mit den Prognosevariablen (p < 0.001). Die Kurvenanalyse der Receiver-Operator-Charakteristiken ergab, dass die Procalcitonin-Konzentration allen anderen relevanten Prognosedeterminanten (Apache II score, IL-6-Konzentration) bei der Vorhersage der Letalität signifikant überlegen war (Fläche unter der Kurve: 0,871, optimaler cut-off Punkt 1,44 ng/ml, Sensitivität 80,8%, Spezifität 80,4%, p < 0.05 vs Apache II score und IL-6). Kein signifikanter Unterschied ließ sich hinsichtlich der Prognose von kombinierte Letalität und Morbidität nachweisen.
Schlussfolgerung: Bei allgemeinchirurgischen Intensivpatienten scheint die postoperative Procalcitonin-Konzentration eine wichtige Determinante für den weiteren klinischen Verlauf zu sein, wobei möglicherweise sogar eine Überlegenheit im Vergleich zu anderen etablierten Prognose-Prediktoren besteht. Die Relevanz betrifft dabei speziell die Vorhersage potentiell letaler Verläufe.