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Die Kosteneffektivität der chirurgischen Migränetherapie
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Veröffentlicht: | 16. April 2008 |
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Einleitung: Die transpalpebrale Resektion der Corrugator-Muskeln ist eine neue Therapieoption gegen Migräne, die eine Dekompression selektiver, peripherer Anteile des N. trigeminus darstellt. Im Gegensatz zur der traditionellen, konservativen Behandlung mit teurer Akutmedikation, die die Ursache und die Häufigkeit der Migräneattacken nicht verändern, handelt es sich bei der chirurgischen Therapieform um eine einzeitige Intervention mit dauerhaftem Effekt. Migräne verursacht in Deutschland jährlich volkswirtschaftliche Kosten von circa 4.5 Milliarden Euro, die hauptsächlichen aus Behandlungskosten, Produktivitätsverlust und den Folgekosten durch chronischen Schmerzmittelabusus bestehen. Für die vorliegende Studie wurden die direkten und indirekten, durch Migräne bedingten, Kosten von 70 Patienten über einen Zeitraum von einem Jahr dokumentiert. Diese präoperativ entstandenen Ausgaben wurden mit den Kosten während des ersten postoperativen Jahres nach der chirurgischen Migränetherapie verglichen.
Material und Methoden: Die transpalpebrale Corrugator-Resektion wurde an 70 Patienten durchgeführt. Für den einjährigen Zeitraum vor der Operation wurden retrospektiv Daten über Anzahl und Fachrichtung konsultierter Ärzte, diagnostische Untersuchungen, Medikation, Prophylaxemassnahmen, Alternativbehandlungen und Krankheitsausfall erhoben. Vergleichbare Daten wurden während des postoperativen Jahres prospektiv erhoben.
Ergebnisse: Die durchschnittlichen Kosten eines individuellen Migränepatienten in dem Jahr vor der Operation waren 6.524 Euro. Die Summe der direkten und indirekten Ausgaben für den vergleichbaren postoperativen Zeitraum betrugen 395 Euro. Bei 86% der Patienten zeigten sich 1 Jahr postoperativ anhaltende, signifikante Verbesserungen der Migräne-symptomatik. Die Anzahl der Krankheitstage war um 91% vermindert, gleichbedeutend mit einer Abnahme der volkswirtschaftlichen Ausfälle von 95%. Der Triptan-Konsum war um 84% verringert. Die individuellen, nicht-kassenärztlichen Aufwendungen sanken um 87%. Die Operationskosten betrugen 3.642 Euro.
Schlussfolgerung: Die chirurgische Migränetherapie stellt kein Allheilmittel dar. Die an dieser Untersuchung teilnehmenden Patienten sind nicht repräsentativ, sondern stellen eine mehrheitlich sehr schwere Migränesymptomatik vor. Vor der Operation erfolgt eine strukturierte, mehrmonatige Testphase, wobei die Selektion geeigneter Patienten das entscheidende Kriterium ist. Für diese spezielle Gruppe der Migränepatienten sind sowohl die klinischen Ergebnisse als auch die Kosteneffektivität der chirurgischen Migränetherapie den konservativen Behandlungsformen deutlich überlegen.