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124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

01. - 04.05.2007, München

Nekrotisierende Fasziitis – Erfahrungen von 29 Patienten

Meeting Abstract

  • corresponding author M.A. Kueper - Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • R. Ladurner - Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • K. Müller - Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • A. Königsrainer - Universitätsklinik für Allgemeine, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 01.-04.05.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgch6971

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2007/07dgch590.shtml

Veröffentlicht: 1. Oktober 2007

© 2007 Kueper et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die nekrotisierende Fasziitis ist eine seltene Erkrankung, die gekennzeichnet ist durch rasch fortschreitende Nekrosenbildung im Bereich der Muskelfaszien. Oftmals sind Bagatellverletzungen der Auslöser. Die Mortalitätsrate dieser Erkrankung ist trotz moderner Intensivmedizin weiterhin sehr hoch. Haupttodesursache sind nicht beherrschbare septische Schockzustände mit Multiorganversagen. Die einzige lebensrettende Therapie besteht in einer radikalchirurgischen Nekrosektomie und sofortigen antibiotischen Therapie.

Material und Methoden: In dieser Studie haben wir 29 Patienten (18 ♀, 11 ♂) aus unserer Klinik im Zeitraum zwischen 1997 und 2003 retrospektiv analysiert. Hauptaugenmerk wurde dabei auf die primärchirurgische Therapie gelegt. Insbesondere die Anzahl und die Gesamtfläche (abgeschätzt analog der Neunerregel bei Verbrennungen) der notwendigen Nekrosektomien wurden hinsichtlich ihres Einflusses auf das Überleben untersucht. Als möglicher weiterer Prognosefaktor wurden das Alter der Patienten und das Keimspektrum analysiert.

Ergebnisse: Der Altersdurchschnitt der 29 Patienten betrug 60±17,4 Jahre, ohne Unterschied zwischen den Geschlechtern. Das Alter spielte hinsichtlich Überleben keine Rolle. Die Gesamtmortalität betrug 27,6%. Die Auslöser der nekrotisierenden Fasziitis waren vielfältig (z.B. Ulcus cruris, abdominelle Operationen, Fettabsaugung, i.m.-Spritzen, Katzenbiss, pertrochantere Femurfraktur). Das Keimspektrum reichte von β-hämolysierenden Streptokokken, S. epidermidis, Darmkeime, Pseudomonas aeruginosa bis hin zu C. perfringens. Die durchschnittliche Fläche nach dem letzten chirurgischen Debridèment betrug 14,3±8,9% der Körperoberfläche (KOF). In der Gruppe der Verstorbenen war die Wundfläche tendenziell geringer (11,9±5,4% KOF vs. 15,5±9,7% KOF). Die Anzahl der notwendigen Debridèments betrug insgesamt 3,0±0,4. In der Gruppe der Verstorbenen war die Anzahl der OP’s tendenziell höher (4,1±1,1 vs. 2,6±0,4). Der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt betrug 41,8±34,2 Tage, der durchschnittliche Aufenthalt auf Intensivstation betrug 26,1±29,9 Tage. Die überwiegende Anzahl der überlebenden Patienten konnte mittels Spalthauttransplantation plastisch gedeckt werden.

Schlussfolgerung: Die Mortalität der nekrotisierenden Fasziitis betrug in unserem Patientengut ca. 28%. Das Alter der Patienten war kein Risikofaktor für eine erhöhte Mortalität. Die tendenziell kleinere Wundfläche der verstorbenen Patienten, verbunden mit der höheren OP-Zahl lässt darauf schließen, dass die Überlebenschancen vor allem abhängig sind von einer primär möglichst radikalen Nekrosektomie.