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Eine Metaanalyse zur Adipositaschirurgie im Jugendalter
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Veröffentlicht: | 1. Oktober 2007 |
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Einleitung: Die Inzidenz der morbiden Adipositas in der Adoleszenz steigt weltweit in den entwickelten Ländern stark an. Die chirurgischen Therapieansätze beim Erwachsenen werden zunehmend auch bei Jugendlichen angewandt, allerdings ist die Erfahrung hierzu an den individuellen Zentren noch sehr limitiert. Daher wurde eine Metaanalyse zur Beantwortung folgender Fragen durchgeführt: 1) Welche Operationen werden derzeit bei Jugendlichen am häufigsten angewandt? 2) Wie gut sind die kurz-, mittel- und langfristigen Ergebnisse der Adipositaschirurgie in der Adoleszenz? 3) Mit welchen Komplikationen muss man dabei rechnen? 4) Gibt es eine Operationsmethode, die den speziellen Anforderungen bei Adoleszenten gerecht wird?
Material und Methoden: Eine Literaturrecherche zu Kombinationen der Schlüsselwörter "obesity surgery", "bariatric surgery", "adolescent" und "children" wurde über das Internet in der "PubMed" Datenbank der "National Library of Medicine" durchgeführt. Dabei fanden sich insgesamt 802 Literaturstellen, deren Titel und/oder Abstracts weiter evaluiert wurden.
Ergebnisse: Bei der Durchsicht der Abstracts fanden sich 38 relevante Artikel im Sinne der Fragestellungen, darunter keine kontrollierte Studie, 2 Kohortenstudien, 12 Fallserien (davon 9 retrospektiv), 6 Fallbeschreibungen, 15 Übersichtsarbeiten und 3 Leitlinien von Fachgesellschaften. Die älteste Studie wurde 1995 publiziert. Die mit Abstand am häufigsten Durchgeführten Verfahren waren das laparoskopische "banding" des Magens (kumulativ n=249) und der Roux-Y Magen-Bypass (kumulativ n=72). Andere Verfahren bilden mit insgesamt 21 berichteten Patienten eher die Ausnahme. Die häufigsten Komplikationen beim restriktiven Ansatz des "gastric bandings" waren Infektion, Dislokation und Erosion des um den Magen eingebrachten Fremdkörpers sowie des subkutanen Ports. Beim malabsorptiven Verfahren des Roux-Y Bypasses fanden sich Anastomoseinsuffizienz, Infektion, Mangelernährung (Beriberi, Kwashiorkor), Anämie und Hypovitaminose als vorrangige Komplikationen. Alle Verfahren waren im Hinblick auf die postoperative Gewichtsabnahme vergleichbar effektiv.
Schlussfolgerung: Die chirurgischen Behandlungsstrategien bei Jugendlichen mit morbider Adipositas lehnen sich derzeit an die Vorgehensweise bei Erwachsenen an. Mittelfristig können sowohl bei den restriktiven und malabsorptiven Verfahren spezifische Probleme auftreten, deren langfristige Auswirkung angesichts der noch relativ langen postoperativen Lebenserwartung bislang ungeklärt sind. In der Adoleszenz wäre eine minimalinvasive Methode der Magenverkleinerung ohne das Einbringen eines Fremdkörpers und ohne eine Beeinträchtigung der Absorption von essentiellen Nährstoffen vorteilhaft. Möglicherweise bietet hier die laparoskopische Magenteilresektion im Sinne einer "sleeve gastrectomy" einen verbesserten Ansatz.