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Intra-abdominelle Infektionen beeinträchtigen Regeneration und Funktion der Leber nach erweiterter Resektion
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Veröffentlicht: | 1. Oktober 2007 |
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Einleitung: Postoperative Infektionen stellen auch heute noch ein relevantes Problem in der Viszeralchirurgie, so auch nach Leberresektionen dar. Trotz zahlreicher klinischer Hinweise existieren bisher keine systematischen Untersuchungen zur Interaktion von bakteriellen Infektionen und der Leberregeneration nach Resektion.
Material und Methoden: Männliche Sprague-Dawley Ratten (200-300g) wurden in folgende Gruppen randomisiert: Sham-Operation, 70% Leberresektion (LR), Coekale Ligatur und Punktion (CLP) oder simultane LR und CLP. Die Ratten wurden 6, 24, 48, 72 und 96h postoperativ (n=6 pro Gruppe) getötet und Blut und Gewebeproben entnommen. Folgende Regenerationsparameter wurden analysiert: relatives Lebergewicht, Mitoseindex [pro 2000 Hepatozyten], BrdU labeling index [%] (S-Phase Fraktion) und Ki-67 Index [%] (Gesamt-Wachstumsfraktion). Zur Beurteilung der Leberfunktion wurden Serumparamter (Thromboplastinzeit, Bilirubin, Albumin) und der relative Gallefluss gemessen. Zusätzlich wurden sequentielle Messungen der ICG-Clearance vor und unmittelbar nach Leberresektion, sowie nach 6, 24, 48 und 96h durchgeführt. Der Leberzellschaden wurde anhand der HE-Histologie sowie der Aktivität von Leberenzymen im Serum bestimmt. Zusätzlich wurde die inflammatorische Antwort anhand von IL-1ß, TNF-α, IL-6, TGF-ß und der Myeloperoxidase Aktivität gemessen. Die bakteriellen Konzentrationen in verschiedenen Organen wurden mittels mikrobiologischer Standardmethoden quantifiziert.
Ergebnisse: Der Regenerationsprozess der Leber wurde durch eine synchrone abdominelle Infektion signifikant verzögert. Nach alleiniger LR war nach 24h eine maximale Proliferationsaktivität zu beobachten, nach LR+CLP war der Peak deutlich geringer und erst nach 48h zu verzeichnen. Dafür persistierte eine erhöhte Regenerationsaktivität bis 96h postoperativ (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die Leberfunktion war in beiden Gruppen beeinträchtigt, allerdings war sie nach LR+CLP deutlich schlechter. Insbesondere in der 48h Gruppe, zum Zeitpunkt der maximalen Regenerationsaktivität nach LR+CLP, fiel die Funktionsreserve deutlich ab (Tabelle 1 [Tab. 1]). Die inflammatorischen Mediatoren waren 6h nach LR+CLP signifikant erhöht, wohingegen die Bakterienkonzentrationen im Gewebe zu diesem Zeitpunkt sehr niedrig waren.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Analyse zeigt erstmals systematisch, dass eine intra-abdominelle Infektion die Leberregeneration signifikant verzögert. Die Ergebnisse legen nahe, dass Infektion und Regeneration sich aufgrund der limitierten funktionellen Kapazität der Leber gegenseitig beeinflussen. Eine direkte Wirkung von Mikroorganismen erscheint eher unwahrscheinlich. Dagegen könnten proinflammatorische Zytokine, insbesondere IL-1ß, ursächlich an der Verzögerung der Regeneration beteiligt sein.