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Systemischer IT-gestützter Einsatz klinischer Behandlungspfade reduziert Sekundärkosten – Ergebnisse einer prospektiven Evaluationsstudie
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Veröffentlicht: | 1. Oktober 2007 |
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Einleitung: Im modernen, prozessorientierten Krankenhausmanagement stellen Klinische Behandlungspfade ein Steuerungsinstrument dar, um Abläufe effizienter und effektiver zu gestalten. Eine Einbindung von Klinischen Behandlungspfaden ins Klinikinformationssystem ist dabei ein innovativer Schritt zur Prozessanalyse und optimierung, wobei jedoch bisher keine Analysen über die Effizienz solcher IT-gestützter Pfade vorlagen.
Material und Methoden: Im Rahmen einer prospektiven, zweiphasigen Analyse wurden 67 Patienten vor und 62 Patienten nach Einführung IT-gestützter, evidenzbasierter Klinischer Behandlungspfade (in i.s.h.med/SAP) untersucht. Die Patienten wurden jeweils Pfaden mit geringer (Narbenhernie, pAVK), mittlerer (Kolonkarzinom, Bauchaortenaneurysma) und hoher Komplexität (Lebermetastasen, Pankreaskarzinom) zugeordnet. Evaluationskriterien der Studie waren Sekundärkosten in Form von Anzahl von Konsilen, Labor- und Funktionsuntersuchungen, Aufenthaltsdauer sowie Merkmale zur Einschätzung der Patientenzufriedenheit.
Ergebnisse: Durch die Einführung IT-gestützter Klinischer Behandlungspfade konnte die mittlere Aufenthaltsdauer um 14% gesenkt werden, wobei dies sich insbesondere bei Pfaden geringer (10,4±0,8 vs. 6,7±0,3) und mittlerer Komplexität (14,5±1,0 vs. 12,4±0,7) auswirkte (MW±SEM). Die präoperative Verweildauer wurde signifikant von 2,6±0,5 auf 1,4±0,1 Tage reduziert. Nach Pfadeinführung war eine ebenfalls signifikante Reduktion der Anzahl von Laboruntersuchungen (Notwerte: 6,9±0,6 vs. 2,6±0,4; Blutbild: 7,9±0,7 vs. 3,2±0,4; Gerinnung: 7,9±0,7 vs. 3,2±0,4 ; sonstige: 4,5±0,6 vs. 1,2±0,2), Konsiliaruntersuchungen (Patienten ohne Konsil: 90,3% vs. 46,3%) und Röntgenaufnahmen (1,5±0,2 vs. 0,4±0,1) festzustellen. Die Zeit bis zur Versendung des Arztbriefes wurde signifikant von 15,5±2,4 auf 10,5±1,2 Tage reduziert. Ebenfalls zeigte sich die mittlere Patientenzufriedenheit nach Pfadeinführung verbessert.
Schlussfolgerung: Die Einführung IT-gestützter Klinischer Behandlungspfade führt bei gleicher Ergebnisqualität zur Reduktion von Sekundärkosten sowie zu einer Verkürzung der Aufenthaltsdauer. Darüberhinaus kann eine Verbesserung der Patientenzufriedenheit erreicht werden. Nur mittels Einbindung der Behandlungspfade ins Klinikinformationssystem kann eine umfassende, zeitnahe und komplexe Prozesskontrolle realisiert werden.