Artikel
Das Analkarzinom: Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit im Hinblick auf Kontinenzerhalt und Überleben
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 1. Oktober 2007 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Das Analkarzinom ist ein relativ seltenes Krankheitsbild, das aufgrund der unspezifischen Symptomatik häufig verkannt wird. Die konsequente Abklärung und Behandlung von Condylomata acuminata als mögliche Präkanzerose, perianaler Schmerzen, Juckreiz, persistierender perianaler Ekzeme, aber auch nicht abheilender Analfissuren und untypischer analer Befunden stellt daher ein wichtiges Vorgehen zur Frühdiagnose dar. Die primäre Therapie des Analkarzinoms stellt die kombinierte Radio-Chemotherapie dar, Ausnahmen sind das Analrandkarzinom und T1 N0 G1 R0 Tumore, die lokal exzidiert wurden. Es sollen die Ergebnisse aus unserer Praxis über 22 Jahre dargestellt werden.
Material und Methoden: Die Krankenakten von allen Patienten mit einem invasiven Analkarzinom wurden untersucht im Hinblick auf Diagnose, Therapie und Ergebnis. Von 1983 bis August 2006 wurde bei 61 Patienten (39 Frauen) ein invasives Analkarzinom diagnostiziert. Patienten ohne invasive Komponenten (AIN/Morbus Bowen) wurden ausgeschlossen. Vier Patienten waren zuvor wegen Condylomata acuminata schon behandelt worden. 3 Patienten waren immunsupprimiert (HIV, SHARP-Syndrom).
Ergebnisse: Die histologischen Ergebnisse erbrachten 53 (86%) Plattenepithelkarzinome und 8 (14%) kloakogene (Transitionalzell-) Karzinome. Diese verteilten sich auf 36 (59%) Analkanalkarzinome und 25 (41%) Analrandkarzinome. In dreizehn (21%) Fällen wurde die Diagnose zufällig in einem Operationspräparat nach Hämorrhoidektomie, Fistulotomie und Exzision von Condylomata acuminata festgestellt. Die Tumorstadien verteilten sich: pT1: 28 (46%), pT2: 21 (34%), pT3: 7 (12%), pT4: 3 (5%), unbekannt: 2 (3%).Nach in toto (R0)-Exzision des Tumors wurde bei 21 (34%) Patienten zunächst keine weitere Therapie durchgeführt. 19 (31%) Patienten erhielten eine kombinierte Radiochemotherapie, 21 (34%) Patienten nur eine Radiotherapie (Tele- und Brachytherapie).10 (16%) der Patienten (3 (38%) mit kloakogenem Karzinom) entwickelten ein Rezidiv oder hatten nach Abschluss der Therapie ein Residualtumor: 5 (26%) nach kombinierter Radio-Chemotherapie, 3 (16%) nach Radiotherapie und 2 (10%) nach lokaler Exzision. Zwei Patienten (nach Radiotherapie) entwickelten inguinale Lymphknotenmetastasen. Bei 9 (14%) Patienten wurden zur definitiven Therapie eine abdominoperineale Rektumamputation durchgeführt, bei einem Patienten (2%) mit ausgedehnter Metastasierung ein palliatives Descendostoma.Ein Follow-up konnte für alle Patienten kontinuierlich durchgeführt werden. 50 (82 %) Patienten lebten zum Zeitpunkt des Follow-up rezidivfrei, 11 (18%) Patienten waren verstorben, 5 (8%) tumorbedingt, 6 (10%) nicht tumorbedingt (Herzinfarkt, Suizid). Die 5-Jahres-Überlebensrate war 72%.
Schlussfolgerung: Die Daten unterstreichen die Notwendigkeit der histologischen Untersuchung aller exzedierten Präparate perianal, da 20% der Analkarzinome erst in der Histologie entdeckt wurden. Die interdisziplinäre Therapie des Analkarzinoms zeigt sehr gute Ergebnisse im Hinblick auf das Überleben und den Kontinenzerhalt.