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Mesorektale Exzision – Kontrollierter Nervenerhalt und urogenitale Funktion
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2006 |
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Einleitung: Urogenitale Dysfunktion nach partieller oder totaler mesorektaler Exzision (PME/TME) sind vor allem durch Verletzungen der autonomen Beckennerven bedingt. Durch intraoperative Darstellung und Schonung dieser Nerven (PANP; pelvic autonomic nerve preservation) sollen postoperative Funktionsstörungen vermieden werden. Der makroskopischen Beurteilung der Qualität der PANP sind dabei Grenzen gesetzt.
Material und Methoden: Ziel einer prospektiven Untersuchung war es die Qualität der PANP nach mesorektaler Exzision durch intraoperative Neurostimulation und manometrische Messung des Blasendruckes objektiv zu erfassen. Weiterhin sollten Einflußfaktoren auf das Stimulationsergebnis ermittelt und die funktionellen Ergebnisse untersucht werden. Bei 61 Patienten mit Rektumkarzinom erfolgte eine partielle (n=4) bzw. eine totale mesorektale Exzision. Nach der Exzision erfolgte bilateral die elektrische Stimulation sakralwurzelnaher (S2/S3/S4) parasympathischer Beckennerven unter gleichzeitiger Blasenmanometrie. Die Harnblasenfunktion wurde mittels Internationalem Prostata Symptomen Score (IPSS), Restharnsonographie, Rekatheterisierungs- und Langzeitkatheterisierungsrate erfasst. Die männliche Genitalfunktion wurde anhand des Internationalen Index Erektiler Funktion (IIEF) beurteilt.
Ergebnisse: Das intraoperative Stimulationsergebnis bestätigte den bilateralen Nervenerhalt für 46 (75%) und den unilateralen Erhalt für 9 Patienten (15%). Für 6 Patienten (10%) konnte die Neurostimulation den Nervenerhalt bilateral nicht bestätigen. Bei 7 Patienten (11%) wies das Neurosimulationsergebnis auf einen vom Chirurgen nicht erfassten unvollständigen Nervenerhalt hin. Bei einer Nachbeobachtungszeit von 22 Monaten im Median waren 9 von 25 präoperativ sexuell aktiven Männer impotent. Die Rate erektiler Dysfunktion war deutlich höher bei Patienten mit negativem als bei Patienten mit positivem intraoperativen Stimulationsergebnis (4/6; Median IIEF: 26 (7-49) vs. 5/19; Median IIEF: 50 (8-73)). Es zeigte sich eine signifikant (p < 0,05; Mann-Whitney U Test, χ2 – Test) schlechtere Blasenfunktion für Patienten mit uni- oder bilateral negativem Stimulationsergebnis: Rekatheterisierungsrate (2/46 vs. 8/15); Langzeitkatheterisierung (neurogene Blase): 0/46 vs. 5/15); IPSS nach 1 Monat: Median 1(0 – 24) vs. 10 (0 - 25)); Verlauf-IPSS nach 20 Monaten (3 – 40): Median 1(0-24) vs. 9 (0-25). Negative Stimulationsergebnisse bei 15 von 61 Patienten deuten auf die abdominoperineale Exstirpation (Resektion 9/50 (18%) vs. Exstirpation 6/11 (54%)p = 0,02) und die Tumorinfiltration des vorderen Quadranten (nicht infiltriert 1/18 (7%) vs. infiltriert 14/43 (33%); p = 0,04) als Situationen mit erhöhtem Risiko des unvollständgen Nervenerhalts.
Schlussfolgerung: Die intraoperative Neurostimulation autonomer Beckennerven mit Blasendruckmessung hat funktionell prognostische Relevanz und kann zur objektiveren Beurteilung sowie zur Verbesserung der nervenerhaltenden mesorektalen Exzision bei Rektumkarzinom verwendet werden.