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Stimulation des Nervus pudendus bei anorektaler Dysfunktion – die Erstanwendung eines voll implantierten Mikrostimulators
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2006 |
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Einleitung: Die Sakralnervstimulation ist mittlerweile eine etablierte Behandlungsmethode der Stuhlinkontinenz. Ihr Erfolg ist von der präzisen Platzierung der Elektrode durch die sakralen Foramina nahe des Zielnervs abhängig. Bei Zerstörung der knöchernen Anatomie des Sakrums ist diese Positionierung nicht möglich. Wir wendeten zur Behandlung anorektaler Funktionsstörung erstmalig einen neuartigen, voll implantierbaren Mikrostimulator zur Pudendusstimulation bei einem Patienten mit erheblicher Sakrumzerstörung an.
Material und Methoden: Der 27-jährige Patient litt infolge einer massiven Zertrümmerung des Sakrums und des Beckenrings nach Sturz aus 12 Meter Höhe unter Urininkontinenz, erektiler Dysfunktion und anorektalen Funktionsstörungen. Trotz regelmäßiger retrograder Irrigation trat erhebliche Inkontinenz für alle Stuhlqualitäten auf. Die Willkür- und Reflexfunktion des analen Sphinkters und der Beckenbodenmuskulatur war aufgehoben. Die rechte Hälfte des Sakrums fehlte, die linke war verkippt. Mittels MRT waren keine Sakralnerven identifizierbar, lediglich der linke Nervus pudendus stellte sich dar. Aufgrund des klinischen Ergebnisses einer akuten, EMG-geführten, Akutstimulation des linken Nervus pudendus über einen perinealen Zugang (deutliche Kontraktion des externen analen Sphinkters) und einer anschließenden einwöchigen Probestimulation mit einer temporären Drahtelektrode (Model 3037, Medtronic, Niederlande) und einem externen Impulsgebers ( Model 325, Medtronic, MN, USA) erfolgte die Implantation eines neuartigen Mikrostimulators (Bion, Advanced Bionics Corporation, CA, USA) nahe dem Nervus pudendus in Höhe des Alkockschen Kanals. Die Platzierung erfolgte perineal, transcutan unter Bildwandlerkontrolle. Er folgte chronische Niederfrequenzstimulation. Der Mikrostimulator wird mittels Induktion über ein Kissen täglich aufgeladen. Präoperativer und postoperativer klinischer Status wurden mit standardisierten Fragebögen dokumentiert.
Ergebnisse: Das Follow-up ist 18 Monate. Die Stimulatorposition ist stabil. Die tägliche Wiederaufladung dauert im Durchschnitt 25 Minuten. Die Stimulationsparameter wurden mehrfach angepaßt: 4.6 mA, 220 µsec, 20Hz, An: 5 sec., Aus: 2 sec.. Die chronische Pudendusstimulation führte zu einer klinischen Besserung: Intervall zwischen Irrigationen: prä: 1 Tag , post: 2 Tage; Irrigationsdauer: prä: 50-60 min, post: 25-30 min., Inkontinenzepisoden: prä: 8/Woche, post 2/Woche (sowohl für passive Inkontinenz und Dranginkontinenz: prä: 4/Woche, post 1/Woche), Tage mit Stuhlschmieren: prä: 7/Woche, post: 3/Woche.
Schlussfolgerung: Die Pudendustimulation bietet eine Therapiealternative, wenn die Positionierung einer Sakralnervelektrode problematisch ist. Der Einsatz eines Mikrostimulators ist möglich. Die Patientenselektion für diese Technik bedarf weiterer Untersuchungen.