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Die Lebensqualität in der Thoraxchirurgie - ein objektivierbarer Parameter
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2006 |
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Einleitung: Die postoperative Lebensqualität (LQ) gewinnt bei der Bewertung onkologischer Chirurgie eine immer zentralere Bedeutung. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, eine Objektivierung dieses Parameters einschließlich externer Vergleichbarkeit im Bereich der Thoraxchirurgie zu erreichen und thoraxchirurgische Basisparameter zur LQ zu generieren.
Material und Methoden: In einer prospektiv angelegten Untersuchung wurden zwischen 1998 und 2004 192 der wegen eines primären Bronchialkarzinoms operierten Patienten über einen Zeitraum von jeweils 2 Jahren bezüglich ihrer LQ nachgesorgt. R1 uns R2 Resektionen, sowie typische Karzinoide wurden ausgeschlossen, so dass 154 Patienten ausgewertet wurden. Verwendet wurde mit dem EORTC QLQ-C30 Fragebogen das europäische Standardinstrument zur LQ Erhebung, das um ein diagnose-spezifisches Bronchialmodul erweitert wurde. Der Fragebogen besteht aus verschiedenen Funktions- und Symptomskalen, die neben allgemeiner Lebensqualität aus thoraxchirurgischer Sicht nahe liegende Parameter wie Dyspnoe, Schmerz, Schlaf- und Appetitlosigkeit umfassen. Weiter wurden Faktoren wie kognitive Funktion, finanzielle Schwierigkeiten und Rollenfunktion erfasst. Für den Kernfragebogen liegen altersangepasste Referenzwerte aus einer gesunden Vergleichspopulation vor. Ausgewertet wurde jeweils die prae- und postoperative LQ im Vergleich zu den gesunden Kontrollkollektiven. Innerhalb der operierten Patienten wurde die LQ in Abhängigkeit von Resektionsausmaß und Alter unter Berücksichtigung des Überlebens untersucht. Die Auswertung erfolgte nonparametrisch mittels Kaplan-Meyer Kurven und log-rank Test, Chi-Quadrat-Test und Mann-Whitney-u-Test.
Ergebnisse: Im Vergleich zu Gesunden weisen thoraxchirurgische Patienten bereits praeoperativ relevante Einbußen der LQ auf. Mit der Operation kommt es zu einer Verdoppelung nahezu aller Symptome einschließlich einer signifikanten Zunahme finanzieller Schwierigkeiten. Diese LQ Einbußen münden im Gegensatz zu vergleichbar großen abdominalchirurgischen Eingriffen in eine zweijährige Seitwärtsbewegung. Bezüglich der Funktionsskalen sind vor allem emotionale Funktion und allgemeiner Gesundheitsstatus praeoperativ beeinträchtigt, postoperativ zeigen sich mit Ausnahme der kognitiven Funktion alle Parameter dauerhaft eingeschränkt. Vergleicht man Lobektomien und Bilobektomien mit Pneumonektomien, so zeigen sich signifikant höhere postoperative LQ Einbußen nach Pneumonektomie bezüglich der Symptome Dyspnoe und Schmerz, sowie nahezu aller Funktionsparameter. Patienten in einem Lebensalter über 70 Jahren leiden im Vergleich zu Jüngeren am Ende des zweijährigen Nachbeobachtungszeitraumes verstärkt an Dyspnoe. Dagegen weisen sie p.o. eher geringere Einschränkungen durch Schmerzen auf. Nachteile bezüglich Sozial- und Rollenfunktion wie auch finanzielle Nachteile sind bei älteren Patienten ebenfalls geringer ausgeprägt als bei jüngeren.
Schlussfolgerung: Die vorliegende prospektive Studie legt Basisdaten bezüglich der LQ bei onkologischen Lungenresektionen vor. Mit einem vorab validierten und standardisierten Fragebogen, der speziell thoraxchirurgischen Gegebenheiten angepasst wurde, lassen sich auch komplexe Aspekte der LQ verifizieren und ggf. in therapeutische Entscheidungen einbeziehen. Eine Besonderheit der Thoraxchirurgie im Vergleich zu großen abdominalchirurgischen Eingriffen stellen irreversible LQ Einbußen dar, die mit dem Ausmaß der Resektion zunehmen. Der Faktor Alter stellt interessanterweise bezüglich einiger Parameter einen Vorteil dar.