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Änderung der Behandlungsstrategie bei der Kolondivertikulitis – erhält die frühelektive Operation den Vorzug gegenüber der konservativen Therapie?
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2006 |
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Einleitung: Obwohl die Kolondivertikulitis ein häufiges Krankheitsbild darstellt, wird allgemein eine nicht Evidenz-basierte therapeutische Vorgehensweise angewandt. Während die operative Sanierung der akut komplizierten Divertikulitis als unstrittig gilt, wird die Indikation zur frühelektiven chirurgischen Therapie der unkomplizierten Divertikulitis kontrovers diskutiert.
Material und Methoden: Im Rahmen einer retrospektiven Studie wird das Krankheitsspektrum einer großen viszeralchirurgischen Klinik analysiert und Rückschlüsse auf zukünftige Behandlungspfade ausgegeben. Eine Einteilung erfolgte nach dem modifizierten Schema von Hansen und Stock [1].
Ergebnisse: In dem Zeitraum von 1/2002 bis 8/2005 wurden insgesamt 319 Patienten (33 bis 91 Jahre alt, im Mittel 62 Jahre) mit der Diagnose einer Kolondivertikulitis behandelt. Hiervon entfielen 98% auf das Sigma und Kolon descendens. In allen Fällen wurde präoperativ, mit Ausnahme des Stadiums der freien Perforation, eine Koloskopie und in 301 Fällen (94%) ein Multislice-Computertomogramm (MSCT) angefertigt. 285 Patienten (89%) wurden insgesamt einer operativen Therapie zugeführt. Hierbei wurde in 241 Fällen (85%) eine kontinuitätserhaltende Resektion durchgeführt (27% Laparoskopisch). In 44 Fällen (15%) musste aufgrund des fortgeschrittenen Befundes eine Diskontinuitätsoperation eingeleitet werden. Die Gesamtletalität betrug 3.1%. Gemäß der modifizierten Einteilung nach Hansen und Stock [1], wurden 59 Patienten (33 bis 82 Jahre alt, 38% waren jünger als 50 Jahre) als akut unkomplizierte Divertikulitis eingestuft und entsprachen somit dem Stadium I, hiervon wurden 25 Patienten operiert. Auffällig war, dass der der Anteil der jungen Patienten unter 50 Jahren sehr hoch war. 260 Patienten (38 bis 86 Jahre alt, 16% waren jünger als 50 Jahre) entsprachen dem Befund einer komplizierten Divertikulitis gemäß den Stadien IIa/b/ c und III (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).
Schlussfolgerung: Eine prätherapeutische Stadieneinteilung mit Berücksichtigung der individuellen Risikofaktoren stellen die Grundlage für die OP-Indikation und Terminierung des OP-Zeitpunktes dar. Eine zuverlässige Therapiestratifizierung gelingt mit dem MSCT anhand der sicheren Beurteilung des Ausmaßes und Schweregrades des perikolischen Entzündungsprozesses. Während das Erstsymptomereignis einer unkomplizierten Divertikulitis eher konservativ geführt werden sollte, ist die elektive Intervalloperation regelhaft ab dem zweiten entzündlichen Schub anzustreben. Die frühelektive Resektion bei der akut unkomplizierten Divertikulitis war unter Berücksichtigung des jeweiligen individuellen Risikos insbesondere bei Patienten unter 50 Jahren indiziert. Laparoskopische Techniken sowie neuere „Fast-track“ Konzepte erlauben hierbei eine schonende patientenorientierte Angehensweise und führten zu einem Wandel in der Kolonchirurgie hin zur frühelektiven Operation. Alle akut komplizierten Divertikulitiden wurden einer operativen Therapie unterzogen, wobei die lapraroskopische Resektion zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Der operative Zeitpunkt nach Symptombeginn lag bei durchschnittlich 5 Tagen und somit deutlich niedriger als in der Literatur gefordert, ohne eine höhere Komplikationsrate zu verursachen.