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Prognosefaktoren nach operativer Therapie von Talusfrakturen
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2006 |
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Einleitung: Talusfrakturen sind bezogen auf ihre potentielle Auswirkung auf die globale Fußfunktion schwerwiegende Verletzungen. Die Ergebnisanalyse ist durch die geringe Inzidenz, die erhebliche Variabilität des Verletzungsmusters sowie den hohen Anteil an Begleitverletzungen erschwert. Im Folgenden soll das Krankengut eines größeren Einzugsgebietes im 8-Jahreszeitraum analysiert werden.
Material und Methoden: Von 10/1993 bis 12/2000 wurden 91 Talusfrakturen (64 zentrale und 27 periphere) bei 89 Patienten (Durchschnittsalter 31 Jahre) behandelt, davon 78 operativ und 13 konservativ. Es handelte sich um 72 Männer (80,9%) und 17 Frauen (19,1%). 13 Patienten (14,6%) waren polytraumatisiert. In 11,0% lagen offene Frakturen vor. In 46,1% fanden sich Begleitverletzungen am selben Fuß, in 11,0% auf der Gegenseite. Führende Unfallursache war der Sturz aus größerer Höhe (41,6%) gefolgt von Verkehrsunfällen (30,3%) und Distorsionen (13,5%). Die definitive Therapie bestand in 84,6% (66/78) in einer übungsstabilen, nicht gelenkübergreifenden Schraubenosteosynthese.
Ergebnisse: 59 Patienten mit 61 Talusfrakturen (46 zentrale und 15 periphere) konnten nach durchschnittlich 33,2 Monaten klinisch und radiologisch nachuntersucht werden. Der durchschnittliche Maryland Foot Score betrug für das Gesamtkollektiv 86,5/100, der AOFAS Ankle/Hindfoot Score betrug im Mittel 77/100 Punkte, wobei die zahlreichen Begleitverletzungen (s. o.) in das Ergebnis einflossen. Das Behandlungsergebnis korrelierte deutlich mit der Dislokation und somit der Hawkins-Klassifikation (p<0,03), nicht jedoch mit einer definitiven Versorgung innerhalb von 24 Stunden (p=0,62) oder dem Vorliegen offener Verletzungen (p=0,34). Avaskuläre Talusnekrosen wurden in 23,9% (11/46) nach zentralen Talusfrakturen und hier wiederum häufiger bei Talushalsfrakturen und in 13,3% (2/15) nach peripheren Frakturen. Insgesamt fanden sich in 10 Fällen (16,4%) partielle Nekrosen des Taluskorpus, in 3 Fällen (4,9%) totale Talusnekrosen mit Kollaps des Talusdomes (jeweils nach Hawkins 4- und Marti 4-Luxationsfrakturen). Eine posttraumatische Arthrose fand sich in 39,3% (24/61): in 14 Fällen solitär, in 10 Fällen bei gleichzeitiger Talusnekrose. Die Rate symptomatischer Arthrosen korrelierte mit dem Vorliegen von Totalnekrosen (p<0,001), nicht jedoch von Partialnekrosen (p=0,36). Die 3 Totalnekrosen des Taluskorpus erforderten eine Sprunggelenksarthrodese, die Partialnekrosen heilten spontan ohne längerfristige Entlastung des betroffenen Fußes.
Schlussfolgerung: Bei frühzeitiger stabiler Osteosynthese mit der Möglichkeit der frühfunktionellen Nachbehandlung lassen sich nach Talusfrakturen mittelfristig trotz hoher Inzidenz von Begleitverletzungen mehrheitlich gute bis sehr gute funktionelle Ergebnisse erzielen. Lediglich totale Taluskorpusnekrosen mit Kollaps der Talusdomes und die seltenen septischen Verläufe bedingen zwangsläufig eine Arthroseentwicklung mit der Notwendigkeit weiterer Eingriffe bis hin zur Arthrodese. Der Dislokationsgrad hat einen signifikanten Einfluss auf die Prognose der Verletzung.