gms | German Medical Science

123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Einsatz des Mehrschichtspiralcomputertomographen für die klinische Triage beim Massenanfall von Verletzten

Meeting Abstract

  • corresponding author K.G. Kanz - Chirurgische Klinik Innenstadt, Klinikum der Universität München
  • M. Kroetz - Institut für Klinische Radiologie, Klinikum der Universität München
  • M. Koerner - Institut für Klinische Radiologie, Klinikum der Universität München
  • A. Maier - Chirurgische Klinik Innenstadt, Klinikum der Universität München
  • A. Botzlar - Chirurgische Klinik Innenstadt, Klinikum der Universität München
  • U. Kreimeier - Klinik für Anaesthesiologie, Klinikum der Universität München
  • U. Linsenmeier - Institut für Klinische Radiologie, Klinikum der Universität München
  • K.J. Pfeifer - Institut für Klinische Radiologie, Klinikum der Universität München
  • W. Mutschler - Chirurgische Klinik Innenstadt, Klinikum der Universität München

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5488

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch544.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Kanz et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV) bildet für kritisch verletzte Patienten die Diagnostik mittels Mehrschichtspiralcomputertomographie (MSCT) eine der entscheidenden Engstellen neben der Triage und Behandlung am Unfallort, der Transportkapazität, der Notfallversorgung im Schockraum, der Operationskapazität und der Aufnahmekapazität der Intensivstation. Angaben in Bezug auf den Einsatz des MSCT zur "radiologischen Triage" und den damit verbunden Zeitbedarf sind in der Literatur nicht vorhanden.

Material und Methoden: Im Rahmen einer nicht angekündigten Einsatzübung des Rettungsdienstes mit 100 Verletzten wurden 8 handelsübliche Trainingsmodelle als rot gesichtete, schwerletzte Patienten nach präklinischer Primärversorgung vom Schadensort in den Schockraum der Klinik transportiert und nach Sicherstellung der respiratorischen Funktion entsprechend unserem Schockraumalgorithmus im Rahmen des ersten Untersuchungsganges (primary survey) einer MSCT-Untersuchung zugeführt. Der Zeitbedarf für die Umlagerung, die CT-Untersuchung und die Befundung sowie der Umsatz an Patienten pro Stunde wurden hierbei durch unabhängige Beobachter protokolliert. Für die Befundung wurden für die diensthabenden Radiologen die Originaldatensätze von 8 tatsächlichen Polytraumapatienten in die Konsole eingespielt.

Ergebnisse: Der erste Patient traf 74 min nach dem Schadensereignis im Schockraum der Klinik ein, der 8. Patient nach 151 min. Die durchschnittliche Zeit für den Transfer vom Schockraum, die Lagerung auf dem CT-Tisch und den Pilot-Scan betrug 5.3±4.5 min, die reine Durchleuchtungszeit 59±3 sec. Für die MSCT-Untersuchung einschliesslich Kontrastmittelgabe waren 6.22±1.23 min erforderlich. 22.14±5.48 min nach Klinikaufnahme und 16.47±2.30 min nach Beginn der CT-Untersuchung war die Befundung einschliesslich multiplanarer Rekonstruktion fertiggesellt. Der Patientendurchsatz in dem vorliegenden Simulationsmodell betrug 5,0 Patienten/h bei einer theoretischen Kapazität von 9,5 Patienten/h.

Schlussfolgerung: Ein Massenanfall von Schwerverletzten stellt besondere Anforderungen an die ärztliche Einsatzleitung sowohl in Bezug auf die Einsatzplanung als auch für die Abarbeitung des Schadensereignisses dar. Der Einsatz des MSCT zur radiologischen Triage und insbesondere zur Abklärung einer dringlichen Operationsindikation oder Beatmungspflichtigkeit sollte in die Katastrophenpläne von Traumazentren implementiert werden, um die zur Verfügung stehenden materiellen und personellen Resourcen möglichst effizient für die Individualversorgung der Patienten einsetzen zu können.