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Metabolische und immunologische Veränderungen in freien Lappen nach verlängerter Ischämie-Reperfusionszeit
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2006 |
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Einleitung: Die freie mikrovaskuläre Gewebetransplantation (FMGT) stellt ein mittlerweile gut etabliertes chirurgisch-rekonstruktives Verfahren dar. Gleichzeitig erlaubt es als klinisches Modell, Ischämie-Reperfusionsschäden im tranmsplantierten Gewebe mit Hilfe der Mikrodialysetechnik (MDT)zu untersuchen. Diese prospektive Studie hatte zum Ziel, relevante metabolische und immunologische Parameter in Abhängigkeit von einer verlängerten Ischämiezeit nach FMGT zu messen.
Material und Methoden: Achtzehn freie Latissimus-Dorsi Lappen und ein freier Radialislappen wurden zur Unterschenkelrekonstruktion bei insgesamt neunzehn Patienten verwendet und dienten zur Untersuchung. Jeweils ein MDT-Katheter wurde in das zentrale Lappengewebe und ein Katheter in das kontralaterale gesunde Referenzgewebe implantiert. Wir bestimmten sowohl biochemische Parameter wie Glucose, Laktat und Pyruvat als auch immunologische Parameter wie IL 8, Rantes und C3a. Das Probenmaterial wurde während der Ischämiezeit und in den 18 Stunden post reperfusionem gemessen. Außerdem wurde bei allen Patienten ein klinisches Monitoring der Transplantate durchgeführt.
Ergebnisse: Alle FMGT heilten ohne größere Komp,likationen ein. In 8 Fällen (Gruppe A) war die Ischämiezeit nicht verlängert (Mittelwert:122 Minuten). Bei weiteren 10 Patienten (Gruppe 2) wurde die Ischämiezeit durch intraoperative Revisionen der mikrochirurgischen Anastomosen signifikant (P< 0,01) auf einen Mittelwert von 221 Minuten verlängert. Hinsichtlich der metabolischen Parameter und hier besonders auch in der Bewertung der Laktat/Pyruvat Ratio fanden wir keine durchgehend signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Interleukin 8 und C3a waren in beiden Gruppen nachweisbar, während Rantes nicht reproduzierbar detektiert werden konnte. Für IL 8 fanden wir in Gruppe 2 einen signifikanten Anstieg zwischen 181 und 270 Minuten nach Reperfusion (P< 0,05). Für C3a fanden wir innerhalb der ersten 90 Minuten nach Reperfusion in Gruppe 2 einen hochsignifikanten Anstieg gegenüber Gruppe 1 (P< 0,001).
Schlussfolgerung: C3a ist in diesem klinischen Modell ein hochsensitiver und früher Parameter zum Monitoring der verlängerten Ischämie-Reperfusionszeit nach FMGT, während dies für die sonst oft zitierte Laktat/Pyruvat Ratio hier nicht gilt. Da C3a nach neueren Untersuchungen auch eine Rolle in der Thrombosegenerierung nach Trauma zu spielen scheint, können diese Ergebnisse als ein Beitrag zum besseren Verständnis der ‚no-reflow’ Phänomens nach FMGT verstanden werden.