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123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

02. bis 05.05.2006, Berlin

Die sklerosierende „kapselbildende“ Peritonitis – Ein nahezu unbekanntes Krankheitsbild

Meeting Abstract

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  • J. Emmel - Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Robert-Bosch-Krankenhaus
  • D. Alscher - Abteilung für Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie, Robert-Bosch-Krankenhaus
  • corresponding author H. Stöltzing - Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Robert-Bosch-Krankenhaus

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 02.-05.05.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgch5357

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2006/06dgch265.shtml

Veröffentlicht: 2. Mai 2006

© 2006 Emmel et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die sklerosierende Peritonitis ist eine seltene, jedoch schwerwiegende Spätkomplikation nach ambulanter Peritonealdialye (CAPD), wurde aber auch bei anderen Grunderkrankungen wie z.B. Lebercirrhose sehr selten idiopathisch auftretend beschrieben. Die Häufigkeit des Auftretens nach CAPD liegt bei 2,5% (1). Gekennzeichnet ist sie durch eine membranausbildende („kapselbildende“), den Darm in unterschiedlichem Ausmaß fesselnde Entzündung mit Sequestrierung von Exsudat und Detritus, die geradezu groteske Ausmaße mit entsprechender Abdominalvorwölbung und chronischen Schmerzen annehmen kann. Obwohl eine definitive Behandlung oft nur operativ möglich ist, scheint das Krankheitsbild in Chirurgenkreisen nahezu unbekannt zu sein.

Material und Methoden: Von 2002-2005 wurde bei drei zugewiesenen und einem Patienten aus dem eigenen Krankengut nach zum Teil jahrelanger CAPD bei typischer Klinik nach Katheterentfernung die Diagnose an Hand von bildgebender Diagnostik (CT/Kernspin) gestellt. Alle Patienten waren auf Hämodialyse umgestellt. Drei Patienten mußten bisher operiert werden. Die aufwendige und präparatorisch anspruchsvolle Operation hat das Ziel einer kompletten Adhäsiolyse mit vollständiger Entfernung der gesamten kapselbildenden Membran ohne Verletzung von Darm oder anderen Viszera. Bei 2 Fällen wurden Op-Situs und -verlauf exemplarisch fotografisch dokumentiert.

Ergebnisse: Die Operationszeiten betrugen 300, 320 und 350 Minuten. In allen Fällen gelang ein vollständiges Debridement ohne Darmverletzung. Nachdem in allen Fällen zuvor Keime im Exsudat nachweisbar waren, waren die intraoperativ unter Antibiotikabehandlung gewonnenen ohne Keimnachweis. Im postoperativen Verlauf heilten die Wunden primär, gravierende Komplikationen traten nicht auf. Alle drei Patienten wiesen keinen Aszites mehr auf und wurden beschwerdefrei.

Schlussfolgerung: Eine ausgeprägte sklerosierende „kapselbildende“ Peritonitis ist durch Laparotomie mit subtilem Membrandebridement und kompletter Adhäsiolyse therapierbar und unsere Langzeitverläufe sprechen für diese Therapiemodalität. Die alternative, medikamentöse Therapie (Steroide, Azathioprin) bleibt oft wenig wirksam und Heilungen sind kaum dokumentiert. Das Krankheitsbild sollte deshalb Viszeralchirurgen bekannt sein.