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Netzimplantation in Onlay- oder Sublay-Technik zum Verschluss medianer Bauchwandhernien: Erste Ergebnisse einer randomisierten klinischen Studie
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2006 |
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Einleitung: In der Hernienchirurgie stehen einfache Nahttechniken (z.B. Mayo-Doppelung) den Techniken mit zusätzlicher Verstärkung der Bauchwand durch Einbringen von allo- oder auto-plastischen Materialien gegenüber. Aufgrund der geringeren Rezidivraten wurde in letzter Zeit vermehrt die Implantation synthetischer Netze propagiert, wobei allerdings die optimale Positionierung des Netzes wenig untersucht ist. Ziel dieser Studie ist der Vergleich der beiden populärsten Methoden.
Material und Methoden: Patienten mit medianer Narbenhernie der Bauchwand wurden mittels fortlaufend nummerierter versiegelter Umschläge auf Netzimplantation in Onlay- oder Sublay-Technik randomisiert. Ein großporiges multifilamentöses teilresorbierbares Polypropylen-Polyglaktin-Netz wurde in geeigneter Größe auf dem vorderen (Onlay) beziehungsweise hinteren (Sublay) Blatt der Rektusscheide fixiert. Die Qualifikation des Operateurs und die Größe des OP-Teams war in beiden Gruppen vergleichbar. In 4 Fällen wurde die Onlay-Technik nicht durchgeführt, meist weil die Hernie zu nah an Xiphoid oder Schambein lag, so dass auf Sublay umgestiegen wurde. In 5 Fällen wurde in der Sublay-Gruppe die Technik gewechselt (einfache Naht in 2 Fällen, Onlay-Technik bei schwierigem Operationssitus in 3 Fällen). Die statistische Analyse erfolgte nach Intention-to-treat und wurde wie die Randomisation nach Klinik und Herniengröße (≤ vs. >5 cm) stratifiziert. Primäres Zielkriterium ist die Rezidivrate. Es werden Mittelwerte (mit Standardabweichungen) angegeben.
Ergebnisse: Insgesamt wurden bisher 75 Patienten randomisiert (38 vs. 37). Zwei Patienten aus der Onlay-Gruppe wurden von der Analyse ausgeschlossen, da sich bei ihnen intraoperativ keine Hernie finden ließ. Das Alter lag im Mittel bei 64 Jahren, der Body Mass Index bei 29,3. Der Durchmesser der Hernie lag bei 70% der Patienten über 5 cm. Die Operationszeit war in der Onlay- gegenüber der Sublay-Gruppe tendenziell kürzer: 86 (37) versus 100 (35) Minuten (p= 0,065). Intraoperativ kam es in 2 Fällen in der Sublay-Gruppe zu Komplikationen (Serosa- bzw. Dünndarmläsion). Postoperative therapiebedürftige lokale Komplikationen traten bei 7 der 36 Onlay- bzw. 11 der 37 Sublay-Patienten auf: Serome (4 vs. 3), Hämatome (2 vs. 3), Wundinfekte (2 vs. 1) und sonstige Wundheilungsstörungen (2 vs. 1). Ein Infekt nach Onlay-Implantation bedurfte der operativen Revision mit Netzausbau. Ein Patient in der Sublay-Gruppe starb an einer Lungenembolie. Der mittlere Ruheschmerz am ersten postoperativen Tag betrug in beiden Gruppen 2,6 (p= 0,84). Die Analgetikagabe erfolgte nach Onlay- bzw. Sublay-Operation über 5,5 (4,1) bzw. 5,3 (3,4) Tage (p= 0,99). Die postoperative Hospitalisation betrug 9,8 (6,0) versus 8,3 (3,3), ein ebenfalls nichtsignifikanter Unterschied (p= 0,30). Bei Vorliegen einer großen Hernie war die Operationsdauer um 22 Minuten (p= 0,02) und die Hospitalisationsdauer um 2 Tage (p= 0,07) länger. Klinische Nachuntersuchungen nach 6 bzw. 12 Monaten erfolgten bisher bei 60 der 73 Patienten. Die Rezidivraten betrugen 3 aus 36 (8%) vs. 4 aus 37 (11%).
Schlussfolgerung: Bisher lässt sich in dieser Studie kein Unterschied zwischen den beiden Techniken nachweisen. Die tendenziell kürzere Operationszeit in der Onlay-Gruppe belegt, dass diese Operation technisch meist einfacher durchzuführen ist. Erst der weitere Studienverlauf wird zeigen, ob die Sublay-Technik die ihr zugeschriebenen Vorteile tatsächlich besitzt.