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Veränderung der intestinalen Perfusion nach offener und endovaskulärer Aortenrekonstruktion eines infrarenalen Aortenaneurysmas
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Veröffentlicht: | 2. Mai 2006 |
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Einleitung: Die intraoperative Gewebshypoxie des Splanchnicusgebietes ist ein wichtiger Faktor in der Pathophysiologie der Rectumischämie und des multiplen Organversagens (SIRS) nach Operation des abdominellen Aortenaneurysmas. Obwohl bei den meisten Patienten eine Minderperfusion des Gastrointestinaltraktes klinisch inapparent ist, zeigen dennoch 0,6 bis 7% der Patienten eine behandlungsbedürftige Darmischämie, welche mit einer Mortalitätsrate bis zu 57% verbunden ist. Die Messung der mucosalen CO2-Konzentration (piCO2) stellt eine einfache Möglichkeit der Quantifizierung der Darmperfusion dar. Ziel der Studie ist die intestinale mucosale Perfusionsanalyse bei offenem Aortenersatz im Vergleich zur endovaskulären Rekonstruktion (EVAR).
Material und Methoden: Prospektiv wurden bei 15 Patienten mit offener Aortenaneurysmaoperation und 8 Patienten mit endovaskulärer Rekonstruktion (EVAR, n=8) die Perfusion des Magens und des Sigmas analysiert. Hierzu wurde unter Verwendung einer Tonometriesonde der pH sowie die CO2 Konzentration der Mucosavon Magen und Sigma periprozedural analysiert. Ebenso erfolgt die Analyse von Procalcitonin als prädiktiver Parameter der Entwicklung einer SIRS aufgrund einer nicht-transmuralen Ischämie im Sigma.
Ergebnisse: Das mittlere Alter der 23 Patienten betrug 71,1 Jahre (SD ± 6,7 Jahre). Die mittlere OP-Zeit lag in der offen operierten Gruppe bei 213 min, bei der endovaskulären Gruppe bei 135 min. Dabei kam es zu einer mittleren Zunahme des piCO2 im Sigma von 115,3 Prozent (offen) vs. 64,5 Prozent (EVAR) im Vergleich zum Referenzwert Magen. Nach einer Erholungszeit von 15 Stunden postoperativ lag der piCO2 56,1% (offen) bzw. 50,5% (EVAR) über dem präoperativen Ausgangswert. Die Werte von Procalcitonin 24 Stunden nach Eingriff lagen bei 2,6 ng/ml (offen) bzw. 0,1 ng/ml (EVAR). Die A. mesenterica (AMI) inferior war bei jeweils 2 Patienten in den Gruppen primär verschlossen. Eine Revaskularisation der AMI erfolgte in der offen operierten Gruppe in keinem Fall.
Schlussfolgerung: In unserer Studie konnte gezeigt werden, dass die offene Aortenaneurysma-OP eine größere Perfusionsstörung periprozedural im Vergleich zur EVAR verursacht. Die klinische Relevanz der mucosalen Barrierestörung zeigt sich in der Veränderung des Procalcitonin-Spiegels, so dass hinsichtlich der Gefahr einer postprozeduralen Sigmaischämie nicht die Perfusion der AMI, sondern die Prozedur an sich entscheidend ist.