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122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Mitarbeiterbefragung im Schockraum - ein Beitrag zur Patientensicherheit?

Meeting Abstract

  • corresponding author C. Attenberger - Traumatologie, Universitätsspital Basel
  • F. Amsler - CARCAS- Gruppe Basel
  • I. Montali - Traumatologie, Universitätsspital Basel
  • R. von Wattenwyl - Traumatologie, Universitätsspital Basel
  • W. Ummenhofer - Anästhesie, Universitätsspital Basel
  • H. Erfkamp - CARCAS- Gruppe Basel
  • R. Huegli - CARCAS- Gruppe Basel
  • A.L. Jacob - CARCAS- Gruppe Basel
  • T. Gross - Traumatologie, Universitätsspital Basel

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch3424

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2005/05dgch694.shtml

Veröffentlicht: 15. Juni 2005

© 2005 Attenberger et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Standardisierte Befragungen der „Akteure an der Front" sind betriebswissenschaftlich ein anerkanntes Vorgehen um Qualitäten und Schwachstellen von Prozessabläufen zu erfassen. Wir wollten wissen, ob eine Mitarbeiterbefragung zur Teamperformance auch in der Stress-Situation der Polytrauma- Erstversorgung Problembereiche aufdecken und damit einen Beitrag zur Verbesserung der Patientensicherheit leisten kann.

Material und Methoden

Konsekutive anonyme schriftliche Befragung (15 Fragen mit Likert- Skala 1-5) der involvierten klinischen Mitarbeiter eines Zentrumsspitals bei allen unfallchirurgischen Schockraumfällen vom 30.6.02 - 31.8.04 (p<0.05, ANOVA).

Ergebnisse

Bei 239 protokollierten Schockraumeinsätzen (davon 62% Polytraumata) retournierten 1106 Mitarbeitende (im Mittel 4,6 pro Einsatz; 58% m, 42% w) den Antwortbogen: 29% waren Chirurgen, 24% Anästhesieärzte u. - pflegende, 19% Radiologen u. MTRAs, 18% Notfallpflegende, 10% übrige. Am zufriedensten waren die Mitarbeiter aller Disziplinen mit der Regelung der Verantwortlichkeit (Likert 4,5) und der Kommunikation (Likert 4,4) je im eigenen Fachgebiet. Fachübergreifend wurden von den Mitarbeitern folgende Hauptproblemfelder (Likert <4) in der Erstversorgung von potentiell Schwerverletzten genannt: Ungenügendes Zeitmanagement, unbefriedigende Abläufe im Gesamtteam, mangelnde Integration von technischen Ressourcen und Schwachstellen in der eigenen Ausbildung. Assistenzärzte (AA) stuften ihre eigene Ausbildung signifikant schlechter ein als Leitende- (LA) und Oberärzte (OA), wobei 2/3 aller OA und LA einen ATLS© Kurs absolviert hatten, hingegen nur 1/3 aller AA (p<0,002). Ob es sich beim konkreten Schockraumfall um ein Polytrauma (ISS >15) handelte oder nicht, spielte in der Beurteilung der einzelnen Mitarbeiter nur für das Zeitmanagement eine Rolle, welches bei echten Polytrauma- Situationen schlechter eingestuft wurde als bei Nicht-Polytrauma- Situationen (p= 0,025). Detailaspekte des Schockraum- Managements wurden von Mitarbeitern verschiedener Fachgebiete teilweise unterschiedlich gewichtet: So stuften Anästhesisten die Kommunikation im eigenen Fachgebiet (p=0,002), das Zeitmanagement und die Verantwortung im Gesamtteam (p=0,001) signifikant schlechter als ihre chirurgischen Kollegen ein. Die Beurteilung der Gesamtbehandlungsqualität zeigte hingegen keine signifikanten Unterschiede zwischen den beteiligten Chirurgen und Anästhesisten und wurde durchschnittlich als gut (Likert 4) bewertet.

Schlussfolgerung

Fachübergreifend benennen die ins Schockraum- Management involvierten Mitarbeiter identische Problembereiche, auch wenn Detailaspekte etwas unterschiedlich gewichtet werden. Die von den Beteiligten selbstkritisch geforderte verbesserte Ausbildung sollte neben technischem „know how" vor allem auch interdisziplinäre Kommunikation und konkretes Zeitmanagement umfassen. Die Evaluation der „team performance" mittels Mitarbeiterbefragung könnte wesentlich zur Verbesserung der Patientensicherheit beitragen, insbesondere sofern weitere Untersuchungen eine Objektivierung anhand Fremdbeobachtungen und klinischer outcome- Parameter ermöglichen.