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Risikoanalyse der Hypokalzämie nach Schilddrüsenresektion und mögliche Therapieoptionen durch die Allotransplantation von enkapsuliertem Nebenschilddrüsengewebe ohne Immunsuppression
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Veröffentlicht: | 15. Juni 2005 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Neben der Recurrensparese spielt die Hypokalzämie nach Schilddrüsenresektionen eine wichtige Rolle im Management postoperativer Komplikationen. Aufgrund vielfältiger metabolischer Aufgaben des Parathormons (PTH) ist eine befriedigende medikamentöse Therapie des permanenten Hypoparathyreoidismus häufig schwierig. Die Enkapsulierung und Allotransplantation von Geweben und Zellen mit Alginaten oder ähnlichen Substanzen stellt einen vielversprechenden Therapieansatz dar. Neben ihren immunisolatorischen Eigenschaften ermöglicht die semipermeable Membran der Kapseln die nutritive Versorgung sowie die Sekretion von Peptidhormonen. In einer prospektiven Studie analysierten wir die Risikofaktoren von 2551 Patienten, die bei benigner Struma reseziert wurden. Zusätzlich untersuchen wir in einer klinischen Phase II Studie den therapeutischen Effekt der Allotransplantation von enkapsuliertem humanem Nebenschilddrüsengewebe ohne Immunsuppression.
Material und Methoden
Zwischen 1985 and 2000 behandelten wir 2043 (80,1%) weibliche und 508 (19,9%) männliche Patienten mit benigner Struma. Das mittlere Alter lag bei 47,9 Jahren (SD 14,8), 140 (5,5%) Patienten waren bereits voroperiert. Häufige angewandte Operationsverfahren waren die Hartley-Dunhill-OP (n=1069; 41,9%), die Hemithyreoidektomie (n=501; 19,6%) und die beidseitige subtotale Resektion (n=394; 15,4%). Zur statistischen Auswertung kamen der Chi-Quadrat-Test und die binäre logistische Regressionsanalyse zur Anwendung. Nach erfolgreicher Testung eines hochaufgereinigten Alginates in vivo entwarfen wir weiterhin eine klinische Phase II Studie, die 10 Patienten mit permanentem Hypoparathyreoidismus beinhalten soll. Aktuell haben wir bei drei der geplanten Patienten jeweils 20 Kapseln mit Nebenschilddrüsengewebe von humanen Spendern mit renalem Hyperparathyreoidismus implantiert. Die Empfänger wurden bezüglich PTH-Verlauf, immunologischem Status, Substitutionsmedikation und Lebensqualität untersucht.
Ergebnisse
Eine transiente Hypokalzämie war bei 494 (19,4%) Patienten nachweisbar, während 22 (0,9%) Patienten eine permanente Form aufwiesen. Die Inzidenz lag höher (univariate Testung) bei Frauen (p=0,001), Patienten mit M. Basedow (p=0,001), ausgedehnten Operationsverfahren (p=0,001), bilateraler Ligatur der A. tyreoidea inf. (p=0,001), retrosternalen Strumen (p=0,002) und großen Strumen WHO III (p=0,004). Die multivariate Datenanalyse bestätigte bis auf die Arterienligatur sämtliche genannten Risikofaktoren. Bezüglich der Allotransplantation konnten wir bei zwei der drei Empfänger eine Transplantatfunktion nachweisen. Der erste Patient hatte eine Anamnese schwerer Hypoparathyreoidismussymptome nach der operativen Therapie eines M. Basedow. Das PTH lag unterhalb der Nachweisgrenze, selbst mit hohen Substitutionsdosen persistierte die Symptomatik. Nach der Transplantation stiegen die PTH-Werte bis auf ein subnormales Niveau an, während sich die Kalziumwerte und der Allgemeinzustand bei der Hälfte der initialen Substitutionsdosis signifikant besserten. Es waren keinerlei Unverträglichkeitsreaktionen zu verzeichnen, der Immunstatus zeigte eine leichtgradige und temporäre Aktivierung. Einen vergleichbaren Verlauf konnten wir auch bei einer zweiten Patientin erzielen, deren Kalziumkinetik sich nach Transplantation trotz Halbierung der Substitutionsmedikation deutlich stabilisiert hat.
Schlussfolgerung
Innerhalb der durchgeführten Studie konnten wir nachweisen, daß für eine ganze Reihe von Risikofaktoren, unter anderem auch ausgedehntere Resektionsverfahren, ein signifikant höheres Risiko für die Entwicklung einer postoperativen Hypokalzämie besteht. Dies betrifft allerdings vorwiegend die transienten Formen. Die vorläufigen Ergebnisse der klinischen Phase II Studie mit einem hochaufgereinigten und biokompatiblen Alginat zeigen zumindest eine temporäre Transplantatfunktion. Unverträglichkeitsreaktionen oder Nebenwirkungen konnten dabei bisher nicht beobachtet werden.