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122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

05. bis 08.04.2005, München

Charakteristika von Verletzungen der oberen und mittleren Brustwirbelsäule

Meeting Abstract

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  • corresponding author A. Krüger - Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Handchirurgie der Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland
  • M. Schnabel - Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Handchirurgie der Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland
  • L. Gotzen - Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Handchirurgie der Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 122. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 05.-08.04.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgch3599

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2005/05dgch391.shtml

Veröffentlicht: 15. Juni 2005

© 2005 Krüger et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Instabile Verletzungen der Brustwirbelsäule oberhalb von Th 11 sind wesentlich seltener als im übrigen Bereich der thorakolumbalen Wirbelsäule. Aufgrund einiger Besonderheiten und Unterschiede zu Verletzungen der sonstigen thorakolumbalen Wirbelsäule, sind diese Verletzungen als eigene Entität zu betrachten. Hervorzuheben ist der hohe Anteil von Rückenmarksläsionen, der in erster Linie auf die Enge des Spinalkanals und häufig vorliegende translatorische Dislokationen zurückzuführen ist. Charakteristisch ist weiterhin, dass in einer hohen Prozentzahl thorakale und pulmonale Begleitverletzungen vorliegen und die Patienten häufig mehrfachverletzt oder polytraumatisiert sind.

Material und Methoden

In den Jahren 1994 bis September 2004 wurden 61 Patienten, 49 Männer und 12 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 39,75 Jahren (16-84) an der oberen bzw. mittleren BWS operiert. An Verletzungsformen fanden sich folgende Verletzungen nach AO A1x8, A2x2, A3x24, B1x15, B2x3, B3x1, C1x4, C2x3, C3x1. Das Gros der Verletzungen war im Bereich BWK IV bis VIII lokalisiert. In nur 17 Fällen (27,9%) trat die Verletzung isoliert auf. Die Verletzungsschwere wurde nach der Abbreviated Injury Scale verschlüsselt. Bei 32 (52%) traten zusätzliche Thoraxverletzungen auf. Ein zusätzliches schweres Thoraxtraumas AIS ≥ 3 (Mittelwert 4,15) lag bei 26 (42,6%) Patienten vor. Der Durchschnittliche ISS lag bei 22,18 (9-75). In 31 (50,8%) Fällen lag der ISS über 15, in 26 (42,6%) über 20. Zwei Patienten verstarben im OP an ihren Begleitverletzungen.Der neurologische Verlauf konnte bei 56 Patienten beurteilt werden. 5 Patienten waren initial bewusstlos oder im OP verstorben. Bei insgesamt 14 Patienten (23%) lagen initial neurologische Ausfälle vor. Ein komplettes Querschnittssyndrom (Frankel A) fand sich bei 8 (13,1%) Patienten. Die operative Versorgung erfolgte in 52 Fällen von dorsal, 5 mal von ventral und in zwei Fällen kombiniert dorsal-ventral. Die Nachuntersuchung erfolgte durchschnittlich 36 Monate (3-93) nach dem Eingriff

Ergebnisse

Die Analyse des Patientenkollektivs ergab einen auffällig hohen Anteil von Typ-B Verletzungen. Der Anteil von schweren Begleitverletzungen und neurologischen Ausfällen war ebenfalls sehr hoch. Der Hannoveraner-Wirbelsäulen-Score betrug im Mittelwert 75 (23-100) Punkte. Die Analyse der Beweglichkeit ergab nahezu Normwerte. 8 Patienten mit initialer kompletter und zwei mit inkompletter Querschnittssymptomatik zeigten keinerlei neurologische Veränderungen. Von den anderen 4 Patienten mit inkompletter Querschnittssymptomatik verbesserten sich drei Patienten um zwei Punkte auf der Frankel-Scale und 1 Patient sogar um 3 Punkte (Frankel B zu Frankel E).

Schlussfolgerung

Verletzungen im Bereich der oberen und mittleren BWS nehmen in den letzten Jahren aufgrund des veränderten Freizeitverhaltens und vermehrter Hochrasanztraumata zu. Trotz der Schwere der Verletzungen und oft bestehenden neurologischen Defiziten sowie oft schwerwiegenden Begleitverletzungen ist dank der Entwicklungen der modernen Wirbelsäulenchirurgie bei den operationspflichtigen Patienten ein hohes Maß an Zufriedenheit sowie ein gutes funktionelles Ergebnis möglich