Artikel
Minimal invasive Techniken zur Durchführung der restaurativen Proktokolektomie mit ileoanaler Pouchanlage: gesicherte Indikation?
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 15. Juni 2005 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung
Die restaurative Proktokolektomie mit ileoanaler Pouchanlage gilt als Operationsmethode der Wahl bei der familiären Polyposis und der therapierefraktären Colitis ulcerosa. Als Standard wird die Operation über eine mediane Laparotomie durchgeführt. In einer prospektiven Serie wurde die Durchführung dieser Operation mit Hilfe minimal invasiver Techniken hinsichtlich technischer Machbarkeit und Patientensicherheit evaluiert.
Material und Methoden
In einer prospektiven konsekutiven Studie wurden seit Juni 1999 bis September 2004 136 Patienten bei obigen Indikationen minimal invasiv operiert. Patienten mit höhergradigen Epitheldysplasien bzw. Karzinomen und Patienten mit vorangegangener medianer Laparotomie wurden prinzipiell ausgeschlossen. Die ersten 59 Patienten wurden laparoskopisch assistiert operiert. Hier erfolgte zunächst die laparoskopische Kolonmobilisation, danach wurde über einen Pfannenstielschnitt die Kolektomie und ileoanale Pouchbildung, gegebenenfalls mit protektivem Ileostoma, durchgeführt. Die pouchanale Anastomose erfolgte handgenäht. Die folgenden 77 Patienten wurden komplett laparoskopisch operiert. Die Kolonteilmobilisation, Rektumresektion-und absetzung erfolgten rein laparoskopisch. Über einen periumbilikalen Schnitt wurde der Darm dann eviszeriert und abgesetzt, nach extrakorporaler Pouchanlage erfolgte die laparoskopische Anastomosierung mit dem Zirkularstapler. In der laparoskopisch assistierten Gruppe wurde bei etwas über der Hälfte der Patienten auf ein protektives Ileostoma verzichtet, in der komplett laparoskopischen Gruppe erhielt nur drei Patienten kein Ileostoma. Die Asuwertung der Daten erfolgte mit Hilfe der logistischen Regressionsanalyse, Fischer’s exact und Mann-Whitney Test.
Ergebnisse
Die Konversionsrate war in beiden Gruppen vergleichbar (8,5% versus 9,1). Ein erhöhter BMI war statistisch signifikant mit dem Versagen der minimal invasiven Technik assoziiert (p=0,003). Die mediane Operationszeit war bei der laparoskopisch assistierten Methode signifikant höher als bei der komplett laparoskopischen Methode (median 305 versus 385 min, p<0,001). In der komplett laparoskopischen Gruppe kam es zu einem signifikant niedrigeren intraoperativen Blutverlust (Differenz 250 ml, p<0,001), nur 5 der Patienten in dieser Gruppe brauchte eine Bluttransfusion. Dagegen benötigten 21 Patienten in der laparoskopisch assistierten Gruppe Blutkonserven (p<0,001). Die Komplikationsrate war in beiden Gruppen vergleichbar (32,6% versus 35%), kein Patient verstarb. Ein erhöhter BMI war signifikant mit dem Auftreten postoperativer Komplikationen korreliert (p=0,02). Die mediane postoperative Liegezeit war signifikant kürzer in der komplett laparoskopischen Gruppe (11 versus 15 Tage, p<0,001).
Schlussfolgerung
Die komplett laparoskopische war der laparoskopisch assistierten Technik hinsichtlich intraoperativem Blutverlust, Notwendigkeit für perioperative Bluttransfusionen und postoperativer Liegezeit in dieser konsekutiven Serie überlegen. Bei adipösen Patienten muss die Indikation zum minimal invasiven Vorgehen kritisch gesehen werden. Die Gesamtkomplikationsrate war bei beiden minimal invasiven Verfahren bedeutsam. Daher ist es zwingend notwendig, diese neuen minimal invasiven Techniken mit der offenen Standardtechnik in randomisierten Studien zu vergleichen. Eine derartige Studie startet in Heidelberg im Oktober 2004.