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Ein neues Tiermodell des duktalen Pankreaskarzinoms zur Simulation der Therapiesituation nach chirurgischer Resektion und Untersuchung der Pathophysiologie des aggressiven Tumorwachstums
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Für das duktale Pankreaskarzinom ist eine aggressive lokale und systemische Tumorausbreitung charakteristisch. Selbst nach kurativer chirurgischer Resektion erleidet die Mehrzahl der Patienten ein Lokalrezidiv und/oder eine Fernmetastasierung. Ziel dieser Studie war es, ein klinisch relevantes, immunkompetentes Tiermodell zu entwickeln, welches die Situation nach kurativer Resektion des Primärtumors simuliert. In diesem Modell sollen dann zum einen neue Therapieformen nach chirurgischer Resektion evaluiert und zum anderen die weitgehend unklare Pathophysiologie des aggressiven Tumorwachstums untersucht werden.
Material und Methoden
10 Millionen Zellen der duktalen Ratten-Pankreaskarzinom-Zellinie DSL-6A/C1 wurden subkutan in Lewis-Ratten injiziert. Nach 8 Wochen wurden diese Donortumore entnommen und in 1 qmm große Fragmente unterteilt. Jeweils 5 Fragemente wurden orthotop in den Pankreasschwanz der eigentlichen Versuchstiere (n = 24) implantiert. Die Tiere wurden in 6 Gruppen randomisiert und nach jeweils 2, 4, 6, 8, 10 sowie 12 Wochen euthanasiert. Bei der Autopsie wurde die Primärtumorgröße gemessen und lokale Infiltration in Nachbarorgane sowie Fernmetastasierung in einem Disseminierungsscore (D-Score) quantifiziert. In einer zweiten Versuchsreihe wurden Donortumore in 24 weitere Ratten implantiert: 12 davon wurden für maximal 16 Wochen oder bis zum Tod beobachtet (Beobachtungsgruppe); die übrigen 12 wurden nach 2 Wochen laparotomiert, der Pankreasschwanz mit dem Tumor und die Milz kurativ reseziert, das Abdomen verschlossen und die Tiere für ebenfalls maximal 16 Wochen beobachtet (Resektionsgruppe). Bei der Autopsie wurden lokale und systemische Tumormanifestationen erfaßt und im D-Score quantifiziert. HE-Schnitte wurden von allen Primätumoren sowie Metastasen angefertigt.
Ergebnisse
Zwei Wochen nach Tumorinduktion waren die Tumorimplantate zu wenige Millimeter großen Primärtumoren verschmolzen (27 ± 5 qmm), die weder lokal, noch systemisch gestreut hatten. Tiere, welche 4 Wochen nach Tumorinduktion euthanasiert wurden, zeigten bereits große Primärtumore (1778 ± 353 qmm) und sowohl lokale, als auch systemische Tumordisseminierung (D-Score: 10,0 ± 1,5 Punkte). Bis zum Zeitpunkt 12 Wochen nach Tumorinduktion stiegen Tumorgröße und Tumor-Disseminierung kontinuierlich an. Ergebnisse der zweiten Versuchsreihe: Tabelle [Tab. 1].
Schlussfolgerung
1) Eine makroskopisch und mikroskopisch kurative Resektion ist in diesem Modell nach 2 Wochen möglich; später liegt bereits einer Tumordisseminierung vor. 2) Scheinbar kurativ resezierte Tiere zeigen im weiteren Verlauf im Vergleich zur unbehandelten Beobachtungruppe eine aggressivere Tumordisseminierung sowie ein reduziertes 16-Wochen-Überleben. 3) Frühe Tumoraussaht und aggressiver Tumorprogress nach Resektion des Primärtumors laufen in diesem immunkompetenten Rattenmodell ähnlich wie beim Menschen ab. 4) Neue adjuvante Therapieformen sowie die Pathomechanismen der besonderen Aggressivität des Pankreaskarzinoms könnten in diesem Modell evaluiert werden.