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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Was ist für Patienten mit einem kolorektalen Karzinom wirklich wichtig? Prospektive Analyse von 80 Patienten mittels eines strukturierten Interviews

Vortrag

  • presenting/speaker Ulrike Plaul - Klinik für Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Philipps-Universität Marburg
  • M. Middeke - Institut für Theoretische Chirurgie, Philipps-Universität Marburg
  • M. Koller - Institut für Theoretische Chirurgie, Philipps-Universität Marburg
  • A. Torossian - Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Philipps-Universität Marburg
  • B. Stinner - Klinik für Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Elbe Kliniken Stade
  • I. Celik - Institut für Theoretische Chirurgie, Philipps-Universität Marburg
  • M. Rothmund - Klinik für Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Philipps-Universität Marburg
  • W. Lorenz - Institut für Theoretische Chirurgie, Philipps-Universität Marburg
  • A. Bauhofer - Institut für Theoretische Chirurgie, Philipps-Universität Marburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch0404

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2004/04dgch531.shtml

Veröffentlicht: 7. Oktober 2004

© 2004 Plaul et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Die Ermittlung der postoperativen Wiederherstellung von Patienten nach einem Eingriff auf Grund eines kolorektalen Karzinoms erfolgt üblicherweise durch Dokumentation von mechanistischen Outcome-Variablen (Mortalität und Morbidität) und im besten Falle durch zusätzliche Erfassung der Lebensqualität mittels Fragebögen. Im Rahmen des von uns entwickelten Outcome-Konzeptes stellt das strukturierte Interview eine weitere entscheidende Komponente dar und zwar für die Beurteilung der klinischen Relevanz der verschiedenen Endpunkte. Das strukturierte Interview erlaubt die Belange der Patienten über die Fragen von LQ-Bögen hinaus zu erfassen.

Material und Methoden

Im Rahmen einer prospektiven, doppelblinden, randomisierten Studie zur Effektivität des Immunmodulators G-CSF (Filgrastim) bei 80 Risikopatienten (ASA 3 und 4) nach kolorektalen Eingriffen, wurde 6 Monate postoperativ durch einen erfahrenen, chirurgisch-medizinisch und psychologisch geschulten Studienarzt ein strukturiertes Interview über 20 min durchgeführt. Den Patienten wurden 6 einfache Fragen gestellt und Gelegenheit gegeben sich darüber hinaus zu für ihn wichtigen Dingen zu äußern. Die Fragen waren: Wie ist Ihr Allgemeinzustand? Sind Sie wiederhergestellt wie vor der Operation? Was war das Beste, das Schlimmste, das Wichtigste in den letzten 6 Monaten für Sie? Was hat sich in Ihrem Umfeld verändert? Nach Beendigung der Studie wurden die Tonbandaufzeichnugen der Interviews mit Hilfe der Methode der qualitativen Datenanalyse ausgewertet.

Ergebnisse

Von den 80 Studienpatienten liegen 63 Interviews vor. Ein Patient wurde nicht am vorgesehenen Tag operiert, 6 sind verstorben und 10 waren nicht in der Lage ein Interview zu führen bzw. verweigerten die Mitarbeit. 75 % der Patienten sind nach eigenen Angaben nach 6 Monaten in einem zufriedenstellenden Allgemeinzustand. Auf die Frage, was in den letzten 6 Monaten das Schlimmste war, gaben 16 % der Patienten die Diagnose, 14 % die Operation und 13 % die Radio-/ Chemotherapie als ursächlich an. Für 8 % der Patienten stellten die Einschränkungen des täglichen Lebens und für 5% die Schmerzen die größten Beeinträchtigungen dar. [Abb. 1]

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse sind überraschend, da die Diagnose Krebs nicht schlimmer als die Operation, Radio-Chemotherapie und Einschränkungen im täglichen Leben von den Patienten bewertet wurde. Das strukturierte Interview sollte ein Bestandteil jeder Tumornachsorge sein. Ferner liefert es im Rahmen des integrierten Endpunktkonzepts eine Patientenwertung, die eine Optimierung von Endpunkten zukünftiger Studien ermöglicht.