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Leitlinien in der interdisziplinären Polytraumaversorgung: Stellenwert und Anforderung im Rahmen der Schockraumversorgung
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Zur frühen klinischen Versorgung von schwerverletzten Patienten existieren heute in den unterschiedlichen Fachdisziplinen (z.B. Unfallchirurgie) jeweils eigene Behandlungsleitlinien. Doch wie können diese Behandlungsleitlinien den Anforderungen der Praxis gerecht werden? Die vorliegende Arbeit analysiert die zeitliche und prioritätenabhängige Interaktion interdisziplinärer Behandlungsmaßnahmen auf Basis einer prospektiven Erhebung.
Material und Methoden
In der eigenen Klinik durchlaufen alle Schockraumpatienten eine standardisierte Basisphase der Diagnostik und Therapie (erste 30 Min.). Aufbauend auf den Erkenntnissen dieser Phase erfolgt die weiterführende Behandlung. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist durch klare Behandlungsanleitungen, die im Rahmen eines Qualitätsmanagementsystems erarbeitet und durch die Direktoren der beteiligten Abteilungen gemeinsam erlassen wurden, geregelt. Die Daten jedes Schockraumpatienten werden prospektiv anhand eines 6-seitigen Protokolls erfasst.
Ergebnisse
Von 5/98 bis 4/03 wurden 1561 Patienten im Schockraum behandelt (ISS 20,8; 39 Jhr.). Auf der beigefügten Abbildung ist die Interaktion der verschiedenen Abteilungen (Unfallchirurgie = UC, Allgemeinchirurgie = AC, Anästhesie = Anä, Radiologie = Rad, , Neurochirurgie = NC, Thoraxchirurgie = TC) unter Berücksichtigung der ersten Behandlungsstunde in der Klinik widergegeben. Die jeweiligen Daten (Minuten) zum Zeitpunkt der Maßnahme (ab Eintreffen im Schockraum) basieren auf dem Gesamtkollektiv. Die Anzahl von nicht bei jedem Patienten durchgeführten Maßnahmen (z.B. Notoperation bei Blutungsschock) ist zusätzlich angegeben. Frühoperationen beinhalten große Eingriffe (z.B. Frakturstabilisierung) die nicht als Notoperation oder Trepanation klassifiziert wurden. Auf der Abbildung ist insbesondere die extreme Dichte wesentlicher Diagnostik- und Therapieschritte innerhalb der ersten 30 Minuten herausragend. Nicht widergegeben sind weitere Maßnahmen wie die körperliche Untersuchung, die Anlage von Verbänden und Blasenkathetern, die Entkleidung sowie Medikamentengaben. Konsile (im Durchschnitt 1/Patient; z.B. Kieferchirurgie) wurden ebenfalls nicht berücksichtigt.
Schlussfolgerung
Die frühe klinische Polytraumaversorgung kann nur unter optimaler interdisziplinärer Zusammenarbeit erfolgen. (Evidenzbasierte) Leitlinien müssen deshalb die Prioritäten unterschiedlicher Fachdisziplinen berücksichtigen. Die Daten der vorliegenden Arbeit demonstrieren des weiteren den Bedarf an interdisziplinären klinikinternen Behandlungsanleitungen, die den jeweiligen Strukturen des Hauses angepasst sind. Die Praktikabilität in der täglichen Routine ist gewährleistet, wenn diese von den leitenden Ärzten der beteiligten Abteilungen im Konsensus vereinbart wurden.