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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Identifikation von Hoch-Risiko-Patienten nach geringgradigem Schädel-Hirn-Trauma (SHT I): Bestimmung von S-100 an 641 Patienten

Vortrag

  • presenting/speaker Peter Biberthaler - Chirurgische Klinik und Poliklinik-Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • T. Mussack - Chirurgische Klinik und Poliklinik-Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • K.G. Kanz - Chirurgische Klinik und Poliklinik-Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • U. Linsenmaier - Institut für Radiologische Diagnostik-Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • W.E. Mutschler - Chirurgische Klinik und Poliklinik-Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München
  • M. Jochum - Abteilung für Klinische Chemie und Biochemie-Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch0626

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2004/04dgch446.shtml

Veröffentlicht: 7. Oktober 2004

© 2004 Biberthaler et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Auf die diagnostische Bedeutung der Messung des glialen Proteins S-100 im Serum zur Identifikation der ca. 5% Hoch-Risiko-Patienten nach SHT I, die durch akute lebensbedrohliche intracranielle Läsionen in der Cranialen Computer Tomographie (CCT) charakterisiert sind, wurde in mehreren Pilotstudien hingewiesen. Die statistische Absicherung einer potentiellen Änderung der derzeitigen Empfehlungen zum Management dieser Patienten fordert jedoch eine ausreichende Anzahl an Fällen. Diese wurde bislang nicht erbracht. Ziel der Studie war es daher, die diagnostische Wertigkeit der Bestimmung von S-100 in der systemischen Zirkulation (Serum) von Patienten nach SHT I im Vergleich zur CCT anhand einer ausreichend großen Anzahl an Patienten zu überprüfen.

Material und Methoden

In unsere prospektive Studie wurden bisher 641 Patienten nach SHT I (Kriterien: Trauma Anamnese, GCS 13-15 Punkte, eines oder mehrere der folgenden Symptome: Amnesie, kurzzeitige Bewusstlosigkeit, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, starke Kopfschmerzen) eingeschlossen, wobei durch Routine-CCT Patienten mit akuten Blutungen, Kontusionen und Frakturen (=Hoch-Risiko-Gruppe) als CCT+, Patienten ohne Läsion als CCT- gewertet wurden. Konzentrationen von S-100 in Serum wurden mittels des neu entwickelten ELECSYS® S-100-tests (Roche Diagnostics) bestimmt. Als Kontrolle wurde ein gesundes Kollektiv (n=25) untersucht und das 95%Percentil der daraus bestimmten Ergebnisse als Cut-off zur Erstellung einer Vier-Felder Tafel herangezogen. Die Ergebnisse sind in Median und 95% Konfidenzintervall angegeben.

Ergebnisse

Bei 58 (9%) der Patienten ließen sich traumarelevante Pathologien (Anm es sind auch noch die Frakturen dabei, nicht nur die Läsionen) mittels CCT identifizieren (CCT+, Hoch-Risiko-Patienten). Im Kontroll Kollektiv fand sich ein Median der systemischen S-100 Konzentration von 0.063 µg/L (0.052-0.073) während im gesamten Patientenkollektiv der Median bei 0.170 µg/L (0.152-0.194) lag. Die S-100-Konzentration betrug in der CCT- -Gruppe im Median 0.153 µg/L (0.138-0.175), in der CCT+-Gruppe 0.460 µg/L (0.327-0.651). Unter Zugrundelegung des 95%Percentils der gesunden Probanden-Gruppe wurde als Cut-off eine Konzentration von 0,12µg/L festgelegt. Die daraus resultierende Berechnung der Sensitivität und Spezifität ist in der Tabelle [Abb. 1] angegeben.

Schlussfolgerung

Unsere Studie demonstriert, daß die Bestimmung der Konzentration von S-100 in Patienten mit leichtem SHT I die Identifikation von Patienten mit potentiell lebensbedrohlichen intrakraniellen Läsionen mit großer Sensitivität zulässt. Auf dieser Grundlage wird es nun Ziel der Auswertung einer aktuell laufenden Multizenter-Studie sein, die diagnostische Wertigkeit des Parameters auch an anderen Traumazentren nachzuweisen, um auf dieser Datengrundlage dann eine eventuelle Modifikation des Algorithmus in den Fachgesellschaften diskutieren zu können.