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Der TIPSS zur Therapie des portalen Hyperperfusionssyndroms: erste Erfahrungen am Small-for-Size Mini-Pig- Modell
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Sowohl nach erweiterter Leberteilresektion mit einem Restlebervolumen von weniger als 0,5% des Körpergewichtes als auch nach Small-for-Size Lebertransplantation wird das Restlebergewebe überproportional portal perfundiert. Welchen Anteil die portale Hyperperfusion am Auftreten einer postoperativen Leberinsuffizienz hat wird kontrovers diskutiert. Experimentelle Untersuchungen der portalen Druckentlastung umfassten bisher nur chirurgische Shunts. Unter der Vorstellung eines einfach einzubringenden und zu entfernenden partiellen Bypass haben wir den Transjugulären Intrahepatischen portosystemischen Shunt (TIPSS) zur temporären Druckentlastung an einem Small-for-Size Mini-pig Modell evaluiert. Über unsere Erfahrungen mit dieser bisher noch nicht beschriebenen Therapiekombination wird berichtet.
Material und Methoden
Bei 20 Mini-Pigs (24 bis 40 kg) wurden in Intubationsnarkose eine Oberbauchquerlaparotomie unter kompletten Monitoring der Vitalparameter durchgeführt. Nach der erweiterten Hemihepatektomie links mit Entfernung des linkslateralen, linkszentralen und partiell rechtszentralen Leberlappens blieb nur das rechte laterale Segment (RLS, ca. 25% des Gesamtlebervolumens) portal und arteriell perfundiert. Die Resektion erfolgte mit Klemm-fracture Technik und ohne Blutprodukte. Die TIPPS- Anlage (Easy- Wall Stent, Titan, 6 mm Durchmesser, Länge 43 mm) erfolgte nach vena sectio der V. jugularis interna über eine 9 Fr. Schleuse mittels einen Führungsdraht unter Bildwandlerkontrolle in die rechte laterale Vene und wurde dann palpatorisch am offenen Situs in die Pfortader geleitet. Die Antikoagulation erfolgte initial mit 10.000 iE Heparin und dann mit niedermolekularem Heparin s.c. einmal täglich. Der Pfortaderfluss wurde intraoperativ dopplersonographisch nach einer Stunde und nach 72 Stunden kontrolliert.
Ergebnisse
Die mittlere zusätzliche Interventionszeit für die TIPSS-Anlage betrug 60 min. Bei 17 Tieren (85%) konnte die TIPSS- Anlage erfolgreich durchgeführt werden. In einem Fall konnte keine geeignete Vene sondiert werden, 2 Tiere verstarben im hypovolämischen Schock im Rahmen der Resektion (10%). Bei 8 der 17 mit TIPSS versorgten Tiere war der Shunt nach 1 Stunde noch offen (47%). In 7 Fällen war der TIPSS thrombosiert (41%). Bei 2 Schweinen (12%) trat unmittelbar postoperativ eine fulminante Lungenembolie mit konsekutivem exitus letalis auf. Von den 8 Tieren, die mit offenem TIPSS die erweiterte Leberresektion überlebten, verstarben 3 Tiere mit dem Bild eines Leberversagens innerhalb der ersten 72 Stunden (3 von 8, 37,5%). 62,5 % der Tiere mit kritischem Restlebervolumen und primär offenem TIPSS überlebten 72h, bei 3 Tieren konnte sonographisch ein offener TIPSS nachgewiesen werden (37,5%).
Schlussfolgerung
Der TIPPS zur temporären partiellen Dekompression des portalen Overflows bei grenzwertigem Restlebervolumen ist in Verbindung mit einer erweiterten Leberresektion oder Splittransplantation technisch machbar. Die Intervention ist technisch am offenen Situs einfach durchzuführen. Die in diesem Modell hohe Verschlussrate (14/17, 82%) lässt eine klinische Anwendung so nicht zu, ist bei den Mini-pigs jedoch mit der auffälligen Hyperkoagulobilität zu erklären.