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Gesteigerte Expression pro-angiogenetischer Faktoren während Leberatrophie nach Pfortaderastligatur der Ratte: potentielle Bedeutung für malignes Wachstum
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Die präoperative Pfortaderastokklusion ist eine etablierte Methode zur Vergrößerung des prospektiven Leberrestvolumens vor geplanten erweiterten Hemihepatektomien bei Lebermalignomen. Einflüsse auf den dabei im portal-okkludierten Leberlappen gelegenen Tumor sind dabei noch nicht untersucht worden, wobei klinische Daten auf ein beschleunigtes Tumorwachstum im portal-okkludierten Lebergewebe hinweisen. Ziel der Arbeit war die Suche nach möglicher differentieller Genexpression im portal-okkludierten Lebergewebe, die die Invasion von Tumorgewebe fördert.
Material und Methoden
An Wistar-Ratten wurden Pfortaderastligaturen (PAL) durchgeführt. Genexpressionsanalysen im ligierten Lebergewebe erfolgten mit RT-PCR und Northern-Blots. Die Expressionsmessungen erfolgten jeweils im Vergleich zum kontralateralen, nicht ligierten Lappen, sowie zu Ratten, die einer Scheinoperation (SO) unterzogen wurden. Zusätzlich wurde Lebergewebe aus unbehandelten Kontrollen verwendet. Auf mRNA-Ebene wurde damit die Expression von PAI-1, u-PA, uPAR, und VEGF zu definierten Zeitpunkten postoperativ (1-192 Stunden) untersucht. Zusätzlich wurde die Proteinexpression der VEGF-Rezeptoren, flt-1 und flk-1 mittels Immunhistochemie an Kryoschnitten ermittelt. In einem zweiten Schritt wurden gepoolte RNA-Proben aus dem portal-ligierten Gewebe nach PAL versus SO (n=2 nach jeweils 12 und 24 h postoperativ) mit einem 10k Rat Array einer Large-Scale Transkriptomanalyse unterzogen.
Ergebnisse
Im ligierten Leberlappen nach PAL kam es zu einer signifikanten mRNA-Expressionssteigerung von PAI-1 3 - 48h postoperativ sowie zu einer passageren VEGF mRNA-Induktion (24 - 48h). In dieser Zeit kam es zu einer deutlichen Atrophie des ligierten Leberanteils durch massives Auftreten von Apoptosen und Nekrosen, die nach 192 h weitgehend abgeräumt waren. uPA und uPAR konnten mit der Northern Blot Methode nicht als selektiv induziert im ligierten Leberlappen identifiziert werden. Nach 48h und 96h konnte immunhistochemisch eine selektiv verstärkte Proteinexpression von flt-1 und flk-1 in Hepatozyten und Sinusoiden nach PAL im ligierten Lappen festgestellt werden. Letzlich konnte im Array-Vergleich von PAL-ligierter Lappen und SO eine große Zahl weiterer differentiell exprimierter Gene identifiziert werden, deren Validierung derzeit noch aussteht.
Schlussfolgerung
Die bisherigen Daten zeigen, dass nach PAL im ligierten Lappen während des Atrophie-Prozesses ein komplexes, selektives Ineinandergreifen multipler zellulärer Faktoren abläuft. Die Bedeutung für malignes Wachstum im ligierten Lebergewebe kann hieraus nicht abgeschätzt werden, bestimmte pro-angiogenetische und pro-invasive Faktoren (PAI-1, VEGF, flt-1 und flk-1) werden jedoch passager induziert und spielen am ehesten eine Rolle im Rahmen der Gewebsreorganisation nach massivem Zelluntergang. In diesem Milieu könnte tumoröses Wachstum begünstigt sein, daher ist die Indikation zur präoperativen Pfortaderastligatur sorgfältig abzuwägen.