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121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

27. bis 30.04.2004, Berlin

Warum werden chirurgische Vorlesungen nicht besucht - was muss sich ändern?

Poster

  • presenting/speaker Berthold Gerdes - Lehrbeauftragter der Klinik für Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Philipps-Universität Marburg
  • M. Schnabel - Lehrbeauftragter der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie der Philipps-Universität Marburg
  • V. Wennekes - Fachschaft Medizin der Philipps-Universität Marburg
  • I. Hassan - Klinik für Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Philipps-Universität Marburg
  • K. Schlosser - Klinik für Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Philipps-Universität Marburg
  • M. Rothmund - Klinik für Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Philipps-Universität Marburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 121. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 27.-30.04.2004. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2004. Doc04dgch0918

Die elektronische Version dieses Artikels ist vollständig und ist verfügbar unter: http://www.egms.de/de/meetings/dgch2004/04dgch178.shtml

Veröffentlicht: 7. Oktober 2004

© 2004 Gerdes et al.
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Gliederung

Text

Einleitung

Das Lehrangebot Chirurgische Vorlesung wird an vielen Universitäten schlecht genutzt. Was sind die Gründe hierfür und was muss sich ändern?

Material und Methoden

Unter studentischen Vertretern der Fachschaften an neun deutschen Universitäten wurde eine Umfrage zum Besuch chirurgischer Vorlesungen vorgenommen. 75 Studenten und 35 Lehrende der chirurgischen Kliniken der Philipps-Universität Marburg wurden nach Abschluss des Semesters systematisch mittels siebenstufiger Likert-Skala (0 = trifft nicht zu bis 6 = trifft vollkommen zu) nach den Gründen für den geringen Vorlesungsbesuch und nach Änderungsvorschlägen befragt. Zusätzlich erfolgte ein internes Benchmarking mit zwei Kliniken, die in der Vergangenheit einen signifikant besseren Vorlesungsbesuch verzeichnen konnten.

Ergebnisse

An sieben von neun befragten deutschen Universitäten liegt der Vorlesungsbesuch nach Einschätzung der Fachschaftsvertreter bei weniger als 30% des Semesters, bei den beiden anderen Universitäten bei 65 und 80%. Bei der Befragung wich im Median bei keinem von 22 angebotenen möglichen Gründen für schlechten Vorlesungsbesuch und nur bei einem von 16 angebotenen Änderungsvorschlägen die Einschätzung der Studenten und der Lehrenden um mehr als einen Skalenpunkt voneinander ab: Studenten und Lehrende sind der Auffassung, dass Vorlesungen keine überflüssigen Lehrveranstaltungen sind. Gemeinsam besteht die Auffassung, dass gute Lehre belohnt werden sollte. Es werden verschiedene organisatorische Missstände des Studienablaufs als Hauptursachen für den schlechten Vorlesungsbesuch angesehen. Die Vorlesungen der unterschiedlichen klinischen Fächer sollten besser aufeinander abgestimmt werden. Während die Studenten unentschieden waren, ob die Inhalte der Vorlesungen abgeprüft werden sollten, befürworteten dies die Lehrenden überwiegend (im Median 3 vs. 5,5 Skalenpunkte). Im Vergleich mit zwei anderen Fächern im Fachbereich mit signifikant höherem Vorlesungsbesuch zeigt sich als wesentlicher Unterschied, dass dort Anwesenheitskontrollen und Abschlussprüfungen durchgeführt werden.

Schlussfolgerung

1. Schlechter Vorlesungsbesuch in der Chirurgie ist ein relevantes Problem in Deutschland; 2. Die Vorlesung ist auch aus studentischer Sicht eine zeitgemäße Unterrichtsform; 3. Angesichts der Einführung neuer Studienordnungen nach neuer Approbationsordnung besteht die Gelegenheit, organisatorische Defizite des Medizinstudiums zu beheben; 4. Die Vorlesungen der verschiedenen klinischen Fächer sollten besser verzahnt werden; 5. Während für Forschung Anreizsysteme existieren, müssen diese für die Lehre erst konzipiert werden; 6. Die Bedeutung der Chirurgie als Kernfach des Studiums sollte durch Prüfungen betont werden.