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Multiviscerale Eingriffe beim primären kolorektalen Karzinom
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
In ca. 8-17% findet sich bei Patienten mit kolorektalem Karzinom bereits beim Primäreingriff eine Infiltration in Nachbarorgane, die häufig nicht von einer peritumorösen Inflammation zu unterscheiden ist. Da eine Präparation in diesem Bereich mit der Gefahr der Tumorzellverschleppung verbunden ist, muss bei kurativer Intention die en bloc Resektion erfolgen. Ziel dieser Studie war die Evaluation der Morbidität und Letalität mit der derartige multiviszerale Resektionen assoziiert sind.
Material und Methoden
Prospektive Beobachtungsstudie aller konsekutiv multivisceral operierten Patienten mit primärem kolorektalen Karzinom im Zeitraum 1/95-6/03.
Ergebnisse
Bei den insgesamt 886 Patienten, die in diesem Zeitraum wegen eines kolorektalen Karzinoms operiert wurden, erfolgte in 802 Fällen (91%) ein Primäreingriff. Hier war in 12% (96 Patienten, Geschlechtsratio Männer/Frauen 1:1,2, Alter im Median 64 J.) aufgrund des Befundes eine multiviszerale Resektion notwendig. 45% der Tumoren lagen im rechten Hemikolon, je 25% der Tumoren waren im linken Hemikolon bzw. im Rektum lokalisiert. In der überwiegenden Zahl (n=83, 86%) war ein benachbartes Organ involviert, in 8% zwei und in 6% mindestens drei benachbarte Organe. Am häufigsten war das innere Genitale betroffen (n=30), gefolgt von Dünndarm (n=23), Blase (n=18) und Bauchwand (n=17). Andere Organe (Magen, Milz, Niere etc.) wurden in 27 Fällen mitreseziert. Bei 30 Patienten (31%) bestanden bereits Fernmetastasen. Bei den übrigen 66 Patienten gelang es in 94% (n=62), eine R0-Resektion durchzuführen. Eine R1-Situation lag bei 3% (n=3) und eine „lokale“ R2-Situation bei 1% (n=1) vor. Die histopathologische Auswertung zeigte, dass nur in 46% (n=44) tatsächlich ein pT4-Stadium vorlag, in 54% der Fälle wurde die Tumorinfiltration durch entzündliche Prozesse überschätzt. Die Rate an chirurgischen Major-Komplikationen mit notwendiger operativer Revision betrug 10%, 2 dieser Patienten verstarben im weiteren Verlauf. Die Rate an schwerwiegenden internistischen Komplikationen lag bei 16%, wobei hierdurch 4 Patienten verstarben. Die Letalität betrug somit 6%.
Schlussfolgerung
(1) Eine T4-Situation wird in mehr als die Hälfte der Fälle durch inflammatorische Prozesse vorgetäuscht. (2) In über 90% der Fälle gelingt es, eine lokale Tumorfreiheit zu erzielen. (3) In Anbetracht der zum Teil ausgedehnten Erweiterung der Operation erscheint die Komplikationsrate akzeptabel. (4) Die Letalität ist dadurch nicht erhöht. (5) Die multiviszerale en bloc Resektion ist daher zum Erreichen einer R0-Situation gerechtfertigt.