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26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 08.03.2024, Aalen

Amplitudenmuster in der Electrocochleographie: Biomarker für Innenohr-Restfunktion bei Cochlea-Implantationen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Raphael Andonie - Hearing Research Laboratory, ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, Universität Bern, Bern, Schweiz; Klinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Schweiz
  • Wilhelm Wimmer - Klinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Schweiz; Technische Universität München, Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Klinikum rechts der Isar, München, Deutschland
  • Stephan Schraivogel - Hearing Research Laboratory, ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, Universität Bern, Bern, Schweiz; Klinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Schweiz
  • Georgios Mantokoudis - Klinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Schweiz
  • Marco Caversaccio - Hearing Research Laboratory, ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, Universität Bern, Bern, Schweiz; Klinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Schweiz
  • Stefan Weder - Hearing Research Laboratory, ARTORG Center for Biomedical Engineering Research, Universität Bern, Bern, Schweiz; Klinik für Hals-, Nasen-, und Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Bern, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Aalen, 06.-08.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc182

doi: 10.3205/24dga182, urn:nbn:de:0183-24dga1824

Veröffentlicht: 5. März 2024

© 2024 Andonie et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Elektrocochleographie (ECochG) wird zunehmend als Biomarker für die Innenohrfunktion bei Cochleaimplantat (CI)-Patienten eingesetzt, sowohl intra- sowie postoperativ. Bisher beschränkt sich die Analyse von ECochG häufig auf die visuelle Beurteilung der Cochlear-Microphonic (CM)-Amplitude, ohne Kenntnis der intracochleären Messposition. Um diese Limitierungen zu überwinden, wurden in dieser Studie intraoperative CM-Amplitudenmuster anhand objektiver Verfahren ermittelt und die Elektrodenpositionen durch Bildgebung bestimmt. Anschliessend wurde der Zusammenhang der CM-Amplituden sowie deren tonotopische Organisation mit dem Resthörvermögen von CI-Patienten untersucht.

Methoden: In dieser prospektiven Studie untersuchten wir intraoperative Reinton-ECochG nach Vollinsertion von Slim Straight Elektroden (CI622, Cochlear Ltd.) bei 48 Patienten. Wir verwendeten objektive Analysemethoden [1], um für jeden Elektrodenträger die maximale Amplitude des Cochlear Microphonics (CM) und die zugehörige Elektrodenposition zu bestimmen. Mittels Computertomographie identifizierten wir die Elektrodenpositionen und ermittelten die entsprechende tonotopische Frequenz [2]. Daraufhin berechneten wir die tonotopische Verschiebung, d.h. die Differenz zwischen der Stimulationsfrequenz und der geschätzten Frequenz der Elektrode mit der maximalen CM-Amplitude. Der Zusammenhang zwischen CM-Amplitude, tonotopischer Verschiebung und den präoperativen Hörschwellen wurde durch eine lineare Regressionsanalyse evaluiert.

Ergebnisse: Die CM-Amplituden wiesen eine hohe Varianz auf, mit Werten von -1,5 dBμV bis 4,5 dBμV. Wir fanden eine statistisch signifikante negative Korrelation (p < ,001) zwischen den maximalen CM-Amplituden und den präoperativen Hörschwellen. Ebenfalls konnte ein signifikanter Zusammenhang (p < ,01) zwischen der tonotopischen Verschiebung und den präoperativen Hörschwellen gefunden werden. Tonotopische Verschiebungen der maximalen CM-Amplituden traten in unserer Studie ausschließlich in basaler Richtung auf.

Schlussfolgerungen: Unsere Studie analysierte objektiv CM-Antworten unter Berücksichtigung der Messposition. Wir konnten eine direkte Korrelation zwischen CM-Amplituden und präoperativen Hörschwellen nachweisen. Zudem zeigen unsere Ergebnisse, dass eine abnehmende cochleäre Restfunktion mit einem Verlust der ECochG-Tonotopie einhergeht. Diese Erkenntnisse sind besonders relevant für die Nutzung von ECochG-Potentialen als intra- und postoperative Biomarker.


Literatur

1.
Andonie RR, Wimmer W, Wildhaber RA, Caversaccio M, Weder S. Real-Time Feature Extraction From Electrocochleography With Impedance Measurements During Cochlear Implantation Using Linear State-Space Models. IEEE Trans Biomed Eng. 2023 Nov;70(11):3137-46. DOI: 10.1109/TBME.2023.3276993 Externer Link
2.
Greenwood DD. A cochlear frequency-position function for several species--29 years later. J Acoust Soc Am. 1990 Jun;87(6):2592-605. DOI: 10.1121/1.399052 Externer Link