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Amplitudenmuster in der Electrocochleographie: Biomarker für Innenohr-Restfunktion bei Cochlea-Implantationen
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Veröffentlicht: | 5. März 2024 |
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Fragestellung: Die Elektrocochleographie (ECochG) wird zunehmend als Biomarker für die Innenohrfunktion bei Cochleaimplantat (CI)-Patienten eingesetzt, sowohl intra- sowie postoperativ. Bisher beschränkt sich die Analyse von ECochG häufig auf die visuelle Beurteilung der Cochlear-Microphonic (CM)-Amplitude, ohne Kenntnis der intracochleären Messposition. Um diese Limitierungen zu überwinden, wurden in dieser Studie intraoperative CM-Amplitudenmuster anhand objektiver Verfahren ermittelt und die Elektrodenpositionen durch Bildgebung bestimmt. Anschliessend wurde der Zusammenhang der CM-Amplituden sowie deren tonotopische Organisation mit dem Resthörvermögen von CI-Patienten untersucht.
Methoden: In dieser prospektiven Studie untersuchten wir intraoperative Reinton-ECochG nach Vollinsertion von Slim Straight Elektroden (CI622, Cochlear Ltd.) bei 48 Patienten. Wir verwendeten objektive Analysemethoden [1], um für jeden Elektrodenträger die maximale Amplitude des Cochlear Microphonics (CM) und die zugehörige Elektrodenposition zu bestimmen. Mittels Computertomographie identifizierten wir die Elektrodenpositionen und ermittelten die entsprechende tonotopische Frequenz [2]. Daraufhin berechneten wir die tonotopische Verschiebung, d.h. die Differenz zwischen der Stimulationsfrequenz und der geschätzten Frequenz der Elektrode mit der maximalen CM-Amplitude. Der Zusammenhang zwischen CM-Amplitude, tonotopischer Verschiebung und den präoperativen Hörschwellen wurde durch eine lineare Regressionsanalyse evaluiert.
Ergebnisse: Die CM-Amplituden wiesen eine hohe Varianz auf, mit Werten von -1,5 dBμV bis 4,5 dBμV. Wir fanden eine statistisch signifikante negative Korrelation (p < ,001) zwischen den maximalen CM-Amplituden und den präoperativen Hörschwellen. Ebenfalls konnte ein signifikanter Zusammenhang (p < ,01) zwischen der tonotopischen Verschiebung und den präoperativen Hörschwellen gefunden werden. Tonotopische Verschiebungen der maximalen CM-Amplituden traten in unserer Studie ausschließlich in basaler Richtung auf.
Schlussfolgerungen: Unsere Studie analysierte objektiv CM-Antworten unter Berücksichtigung der Messposition. Wir konnten eine direkte Korrelation zwischen CM-Amplituden und präoperativen Hörschwellen nachweisen. Zudem zeigen unsere Ergebnisse, dass eine abnehmende cochleäre Restfunktion mit einem Verlust der ECochG-Tonotopie einhergeht. Diese Erkenntnisse sind besonders relevant für die Nutzung von ECochG-Potentialen als intra- und postoperative Biomarker.
Literatur
- 1.
- Andonie RR, Wimmer W, Wildhaber RA, Caversaccio M, Weder S. Real-Time Feature Extraction From Electrocochleography With Impedance Measurements During Cochlear Implantation Using Linear State-Space Models. IEEE Trans Biomed Eng. 2023 Nov;70(11):3137-46. DOI: 10.1109/TBME.2023.3276993
- 2.
- Greenwood DD. A cochlear frequency-position function for several species--29 years later. J Acoust Soc Am. 1990 Jun;87(6):2592-605. DOI: 10.1121/1.399052