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26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 08.03.2024, Aalen

Bewertung der Antwortzeiten von Probanden bei der automatisierten Bestimmung von Bezugshörschwellen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Marion Bug - Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig, Deutschland
  • Melina Strüp - Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig, Deutschland
  • Sven Vollbort - Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig, Deutschland
  • Thomas Fedtke - Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Aalen, 06.-08.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc148

doi: 10.3205/24dga148, urn:nbn:de:0183-24dga1487

Veröffentlicht: 5. März 2024

© 2024 Bug et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Für die Kalibrierung von Audiometern werden Bezugshörschwellen benötigt. Die Erhebung erfolgt für einen bestimmten Wandlertyp an 25 hörgesunden, jungen Erwachsene unter definierten Bedingungen und Verfahren nach der Norm ISO 389-9 [1]. In der Regel werden diese Daten mittels automatisierter Messprozeduren ermittelt, die beispielsweise die Antwortzeiten der Probanden als Reaktion auf einen Stimulus auswerten. In dieser Studie wurde diese Bewertung der Antwortzeiten hinsichtlich ihres Einflusses auf die gemessenen Hörschwellen untersucht.

Methoden: An der PTB werden Bezugshörschwellen automatisiert über das Eingabelungsverfahren gemessen [2]. Hierbei wird der Schalldruckpegel des Reinton-Stimulus nach jeder Antwort der Versuchsperson entsprechend verändert, bevor er wieder präsentiert wird (1-down-1-up-Verfahren). Anhand der Antwortzeiten wird entschieden, ob der Stimulus gehört wurde. Wir werten hierfür zwei Zeitintervalle aus: Das Zeitintervall RT ON (ON response time) zwischen Stimulusbeginn und Drücken der Antworttaste und das Zeitintervall RT OFF (OFF response time) zwischen Stimulusende und Loslassen der Antworttaste. Liegen die Antwortzeiten innerhalb definierter Grenzen RT MAX, gilt der Stimulus als „gehört“. In dieser Studie wurden Hörschwellen von 25 Versuchspersonen mit jeweils drei Grenzwerten für die Antwortzeit (RT MAX mit 600, 1.000 und 1.200 ms) für verschiedene Audiometriefrequenzen bestimmt.

Ergebnisse: Eine Begrenzung der Antwortzeit auf 1.000 ms führte zu Hörschwellen, die bei durchschnittlich 2,6 dB niedrigeren Schalldruckpegeln lagen als bei einer Begrenzung auf 600 ms. Diese Differenz der Hörschwellen war unabhängig von der Frequenz des Stimulus und veränderte sich für RT MAX > 1.000 ms nicht.

Schlussfolgerungen: Auf Basis der Ergebnisse dieser Studie wird die Bestimmung von Bezugshörschwellen an der PTB seit 2022 mit einer Antwortzeitbegrenzung von 1.000 ms durchgeführt (bisher: 600 ms). Hier ist beachtenswert, dass der Unterschied von 2,6 dB für Hörschwellen, die mit unterschiedlichen Antwortzeitbegrenzungen gemessen wurden, in der gleichen Größenordnung liegt, wie empirisch bestimmte Standardabweichungen für Wiederholungsmessungen in der Audiometrie (ca. 2,5 dB). Diese Ergebnisse könnten einen Beitrag zur Überarbeitung der Normen ISO 8253-1 oder ISO 389-9 liefern.


Literatur

1.
ISO 389-9. 2009. Acoustics – Reference Zero for the Calibration of Audiometric Equipment. Part 9: Preferred Test Conditions for the Determination of Reference Hearing Threshold Levels. Geneva: International Organization for Standardization. 2009.
2.
Richter U. Ein automatisierter Meßplatz für subjektiv-akustische Messungen. Braunschweig: Physikalisch-Technische Bundesanstalt; 1979. ( PTB-Bericht PTB-Ak-18).
3.
Bug MU, Strüp M, Vollbort S, Fedtke T. Influence of response-time limits on automated hearing threshold determination. Int J Audiol. 2023 Aug 28:1-6. DOI: 10.1080/14992027.2023.2250554 Externer Link