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26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 08.03.2024, Aalen

Hörgeräteversorgung von Menschen mit geistiger Behinderung in ihrem Lebensumfeld

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lukas Prein - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Münster, Deutschland
  • Philipp Mathmann - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Münster, Deutschland
  • Werner Brannath - Universität Bremen, Kompetenzzentrum für Klinische Studien Bremen, Bremen, Deutschland
  • Karolin Schäfer - Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl für Pädagogik und Rehabilitation lautsprachlich kommunizierender Menschen mit Hörschädigung (Audiopädagogik), Köln, Deutschland
  • Anja Neumann - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Awa Naghipour - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Münster, Deutschland
  • Susanna Zielonkowski - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Münster, Deutschland
  • Susanne Wasmuth - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Münster, Deutschland
  • Philip-Hendrik Höhne - AOK Rheinland/Hamburg, Stabsbereich Politik/Gesundheitsökonomie, Düsseldorf, Deutschland
  • Oliver Kanaan - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Münster, Deutschland
  • Martin Scharpenberg - Universität Bremen, Kompetenzzentrum für Klinische Studien Bremen, Bremen, Deutschland
  • Sarah Schlierenkamp - Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement (EsFoMed) GmbH, Essen, Deutschland
  • Nicole Stuhrmann - Praxis für HNO Heilkunde, Pädaudiologie und Phoniatrie, Düsseldorf-Meerbusch, Deutschland
  • Ruth Lang-Roth - Universitätsklinikum Köln, Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Köln, Deutschland
  • Muhittin Demir - Hals-Nasen-Ohren-Klinik, Universitätsklinikum Essen, Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie, Essen, Deutschland
  • Nils Vogt - Kampmann Hörsysteme GmbH, Bochum, Deutschland
  • Sandra Diekmann - Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement (EsFoMed) GmbH, Essen, Deutschland
  • Katharina Schwarze - Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Corinna Gietmann - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Münster, Deutschland
  • Katrin Neumann - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Münster, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Aalen, 06.-08.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc113

doi: 10.3205/24dga113, urn:nbn:de:0183-24dga1131

Veröffentlicht: 5. März 2024

© 2024 Prein et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Die Prävalenz von Hörstörungen (HS) ist bei Menschen mit geistiger Behinderung (gB) 5–10 mal höher als in der Durchschnittsbevölkerung, zudem bleiben HS meist unerkannt und werden nicht oder nicht ausreichend behandelt [1]. Eine Therapie mit Hörgeräten (HG) oder -implantaten kann auch bei Menschen mit gB erfolgreich sein [2]. Im vorliegenden Beitrag werden erste Ergebnisse aus dem vom G-BA-Innovationsfonds geförderten Projekt „HörGeist“ (Förderkennzeichen 01NVF18038) [2] vorgestellt. In diesem erhalten Menschen mit gB systematische Hörscreenings in ihrem Lebensumfeld [2]. Forschungsfrage: Ist bei diesen ein HG-Erfolg mittels Freifeld(FF)-Tonaudiometrie(TA), bzw. FF-Sprachaudiometrie(SA) nachweisbar?

Material und Methoden: Aus der HG-versorgten Kohorte des Projekts wurden 31 Teilnehmende zufällig ausgewählt. Die Audiometrie erfolgte mittels Handheld-Audiometer Sentiero Advanced® (PATH MEDICAL) in Ruhe und im Störgeräusch (SG) seitengetrennt aus 0° ohne und mit HG. Die FF-TA wurde bei 0,5, 1, 2 & 4 kHz realisiert, die FF-SA in Ruhe bei 50, 65 & 80 dB(SPL) und im SG bei 65 dB(SPL) Sprachsignal und 60 dB(SPL) SG. Eine Mann-Whitney-U-Test-Analyse der gepoolten Daten wurde mit RStudio durchgeführt (Konfidenzniveau: 5%).

Ergebnisse: Gepoolte Hörschwellen-Mediane lagen bei allen Testfrequenzen zwischen 30 und 50 dB HL, statistisch signifikant im Vergleich zur unversorgten Hörschwelle (p<.0001, W500 Hz=2.450,5, W1.000 Hz=2.660, W2.000 Hz=2.698,5, W4.000 Hz=2.448,5). Der Sprachverstehens-Median konnte mit HG bei 50 dB(SPL) um 10% verbessert werden, statistisch nicht signifikant (p50dB=,07, W50 dB=593,5); Verbesserungs-Median bei 65 & 80 dB(SPL) 25% & 30%, statistisch signifikant (p65 dB<,001, W65 dB=422, p80 dB<,01, W80 dB=461); HG-Benefit-Median im SG 30%, statistisch signifikant (pSG< .01, WSG=142).

Diskussion: Eine versorgte FF-Hörschwelle von >30 dB HL zeigt eine geringere HG-Verstärkung bei niedrigen Eingangspegeln die durch eine gleitende HG-Anpassung erklärt werden kann. Der mediane Hörerfolg mit HG erfüllt die Mindestanforderungen der Hilfsmittel-Richtlinie [3].

Fazit: Bei Menschen mit gB ist eine HG-Anpassung in ihrem Lebensumfeld möglich.


Literatur

1.
Hild U, Hey C, Baumann U, Montgomery J, Euler HA, Neumann K. High prevalence of hearing disorders at the Special Olympics indicate need to screen persons with intellectual disability. J Intellect Disabil Res. 2008 Jun;52(Pt 6):520-8. DOI: 10.1111/j.1365-2788.2008.01059.x Externer Link
2.
Schwarze K, Mathmann P, Schäfer K, Brannath W, Höhne PH, Altin S, Prein L, Naghipour A, Zielonkowski SM, Wasmuth S, Kanaan O, Am Zehnhoff-Dinnesen A, Schwalen AS, Schotenröhr A, Scharpenberg M, Schlierenkamp S, Stuhrmann N, Lang-Roth R, Demir M, Diekmann S, Neumann A, Gietmann C, Neumann K. Effectiveness and costs of a low-threshold hearing screening programme (HörGeist) for individuals with intellectual disabilities: protocol for a screening study. BMJ Open. 2023 May 18;13(5):e070259. DOI: 10.1136/bmjopen-2022-070259 Externer Link
3.
Gemeinsamer Bundesausschuss. Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Verordnung von Hilfsmitteln in der vertragsärztlichen Versorgung; (Hilfsmittel-Richtlinie/HilfsM-RL). Mär 2021 [zugegriffen am 04.11.2023]. Verfügbar unter: https://www.g-ba.de/downloads/62-492-2467/HilfsM-RL_2021-03-18_iK-2021-04-01.pdf Externer Link