gms | German Medical Science

26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 08.03.2024, Aalen

Hörverlust, depressive Symptomatik und kognitive Leistungen bei jüngeren und älteren CI-Kandidaten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Maria Huber - Universitätsklinikum, PMU, HNO, Salzburg, Österreich
  • Lisa Reuter - MHH, Hannover, Deutschland
  • Lennart Weitgasser - Universitätsklinikum, PMU, HNO, Salzburg, Österreich
  • Belinda Salzburg - Universität, Salzburg, Österreich
  • Sebastian Rösch - Universitätsklinikum, PMU, HNO, Salzburg, Österreich
  • Angelika Illg - MHH, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Aalen, 06.-08.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc092

doi: 10.3205/24dga092, urn:nbn:de:0183-24dga0922

Veröffentlicht: 5. März 2024

© 2024 Huber et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Gibt es bei jüngeren und älteren Cochlea-Implantat-Kandidaten Zusammenhänge zwischen dem Hörvermögen, kognitiven Leistungen und sekundären depressiven Symptomen?

Methoden: Diese Studie ist der erste Teil einer Kohortenstudie über die Effektivität des CI’s. Insgesamt nahmen 61 Cochlea-Implantat-Kandidaten (25–75 Jahre alt) an der Studie teil. Zusätzliche Einschlusskriterien waren ein Hörverlust ab dem Erwachsenenalter (>18 Jahre), sowie eine beidseitige symmetrische Schallempfindungsschwerhörigkeit (Vier-Frequenz-Hörschwellen-Differenz von nicht mehr als 20 dB, PTA). Zu den Ausschlusskriterien gehörte: Primäre affektive Störungen, psychotische Erkrankungen, unterdurchschnittlicher Intelligenz, mangelhafte Deutschkenntnisse, Sehbehinderungen und medizinischen Diagnosen mit möglichen Auswirkungen auf kognitive Leistungen (z.B. neurodegenerative Erkrankungen). Ermittelt wurden: a) die Hörschwellen über vier Frequenzen (dB, PTA, besseres Ohr) sowie das subjektive Hörvermögen bei Hintergrundgeräuschen (Appreviated Profile of Hearing Aid Benefit, APHAB, Subskala „Hintergrundgeräusche“), b) Schwere der klinische und subklinische depressiven Symptomatik (Beck-Depressions-Inventar, BDI II), und c) der kognitive Status (neurokognitiven Testbatterie).

Ergebnisse: Wir fanden einen signifikanten negativen Zusammenhang zwischen dem subjektiven Hörvermögen bei Hintergrundgeräuschen (APHAB) und dem BDII, (je schlechter das Hörvermögen, umso mehr Depressionen), konnten jedoch keinen signifikanten Zusammenhang zwischen PTA, BDI II und den kognitiven Leistungen feststellen. Außerdem gab es keinerlei signifikanten Unterschiede zwischen der jüngeren Gruppe (25–54 Jahre) und der älteren Gruppe (55–75 Jahre). Zusätzliche Analysen (Explorationsanalysen) ergaben noch weitere signifikante Korrelationen, zum einen zwischen dem subjektiven Hörvermögen in ruhiger Umgebung (APHAB) und den kognitiven Leistungen phonematische Fortflüssigkeit (Regensburger Wortflüssigkeit), kognitive Flexibilität (TMTB) und visuelles episodisches Gedächtnis (Nonverbaler Lerntest), zum anderen zwischen dem subjektiven Hören von aversiven/lauten Geräuschen (APHAB), den kognitiven Leistungen semantische Wortflüssigkeit (RWT) und Inhibition (TAP-Go/Nogo)), sowie dem BDI II. Keine signifikanten Zusammenhänge gab es mit den Sprachtestergebnissen (Einsilber) und mit der Dauer (Jahre) der Hörbeeinträchtigung.

Schlussfolgerung: Hochgradiger Hörverlust im Erwachsenenalter scheint bei jüngeren und älteren Menschen mit depressiven Verstimmungen und mit kognitivem Abbau einher zu gehen, wobei es den Anschein hat, dass Depressionen und kognitiver Abbau mit unterschiedlichen Aspekten des Hörvermögens zusammenhängen. Darüber hinaus weisen unsere Studienergebnisse darauf hin, dass es Sinn macht, bei der Evaluierung des Hörvermögens zusätzlich zu konventionellen audiometrischen Messungen auch das Hörvermögen bei der verbalen Kommunikation im Alltag zu erfassen.

Abbildung 1 [Abb. 1]