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26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 08.03.2024, Aalen

Können Sprechende von CI-Tragenden nach ihren Stimmen unterschieden werden?

Meeting Abstract

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  • Eva Schwarz - Otto-von-Guericke-Universität, HNO-Klinik, Magdeburg, Deutschland
  • Martin Durisin - Otto-von-Guericke-Universität, HNO-Klinik, Magdeburg, Deutschland
  • presenting/speaker Beate Stadler - Otto-von-Guericke-Universität, HNO-Klinik, Magdeburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Aalen, 06.-08.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc084

doi: 10.3205/24dga084, urn:nbn:de:0183-24dga0848

Veröffentlicht: 5. März 2024

© 2024 Schwarz et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Ein Hörimplantat soll ertaubten bzw. hochgradig schwerhörigen Menschen wieder ermöglichen, Sprache zu verstehen. Diese Funktion erfüllt das Cochlea-Implantat bei einer Vielzahl von CI-Versorgten. Für eine gelingende Kommunikation ist es wichtig, auch Klangqualitäten in einem gewissen Umfang wahrnehmen zu können. Jedoch ist das CI eingeschränkt in seinen technischen Möglichkeiten, akustische Signale zu übertragen. Die Möglichkeit, Sprechende bzw. ihre Stimmen zu unterscheiden, benötigen CI-Tragende für Gesprächssituationen, beim Erkennen und Verfolgen des Sprechenden.

In der bisherigen Literatur wurde bei der Sprecherunterscheidung oft untersucht, wie die Sensibilität für die Stimmtonhöhe (bezogen auf die Grundfrequenz, F0) bei CI-Tragenden ist ([1], [2], [3]). Die Wahrnehmung eines weiteren Hauptmerkmals der Stimme, z.B. die Sensibilität für Formantenfrequenzen (abhängig von der Länge des Vokaltrakts) wurde bisher noch wenig untersucht ([4]).

In unserer Studie untersuchen wir, inwieweit es CI-Tragenden gelingt, Sprechende aufgrund ihrer sprecherischen und stimmlichen Merkmale zu unterscheiden.

Methoden: In unserer Begleitstudie wurden den CI-Tragenden in zwei Durchläufen nur Frauen- oder Männerstimmen präsentiert. Dafür wurden aus dem OLLO-Korpus ([5]) je drei Frauen- und drei Männerstimmen ausgewählt. Aufgabe der CI-Tragenden war es, in einem Gleich-ungleich-Paradigma zu entscheiden, ob das Stimuluspaar von gleichen oder verschiedenen Sprechenden gesprochen wurde.

Bisher nahmen an unserer Begleitstudie 150 erfahrene CI-Tragende teil (Alter: 18–90 Jahre).

Ergebnis: In unserer Studie lagen die Trefferquoten der richtig zugeordneten Sprechenden bei ca. 63% für die Frauenstimmen und bei ca. 67% für die Männerstimmen.

Schlussfolgerung: CI-Tragende sind in der Lage, die Sprechenden auch nach anderen Stimmmerkmalen, als der Tonhöhe, zu unterscheiden.


Literatur

1.
Mühler R, Ziese M, Rostalski D. Development of a speaker discrimination test for cochlear implant users based on the Oldenburg Logatome corpus. ORL J Otorhinolaryngol Relat Spec. 2009;71(1):14-20. DOI: 10.1159/000165170 Externer Link
2.
Mühler R, Ziese M, Verhey JL. Sprecherunterscheidung mit Cochleaimplantaten [Speaker discrimination in cochlear implant users]. HNO. 2017 Mar;65(3):243-50. German. DOI: 10.1007/s00106-016-0225-8 Externer Link
3.
Colby S, Orena AJ. Recognizing Voices Through a Cochlear Implant: A Systematic Review of Voice Perception, Talker Discrimination, and Talker Identification. J Speech Lang Hear Res. 2022 Aug 17;65(8):3165-94. DOI: 10.1044/2022_JSLHR-21-00209 Externer Link
4.
Gaudrain E, Başkent D. Discrimination of Voice Pitch and Vocal-Tract Length in Cochlear Implant Users. Ear Hear. 2018 Mar/Apr;39(2):226-37. DOI: 10.1097/AUD.0000000000000480 Externer Link
5.
Wesker T, Meyer B, Wagener K, Anemüller J, Mertins A, Kollmeier B. Oldenburg Logatome Speech Corpus (OLLO) for Speech Recognition Experiments with Humans and Machines. 9th European Conference on Speech Communication and Technology, 4.-8. Sep 2005, Lissabon.