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26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 08.03.2024, Aalen

Untersuchung des Gleichgewichts bei älteren Erwachsenen – Zusammenhänge mit dem Hörvermögen, der Selbsteinschätzung und der Gebrechlichkeit (Frailty)

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Theresa Nüsse - Institut für Hörtechnik und Audiologie, Jade Hochschule, Oldenburg, Deutschland
  • Ulrike Lemke - Sonova AG, Stäfa, Schweiz
  • Inga Holube - Institut für Hörtechnik und Audiologie, Jade Hochschule, Oldenburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Aalen, 06.-08.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc067

doi: 10.3205/24dga067, urn:nbn:de:0183-24dga0679

Veröffentlicht: 5. März 2024

© 2024 Nüsse et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Ziel der Analysen war es, Risikofaktoren für selbstberichtete Gleichgewichtsprobleme in einer nicht-klinischen Probandengruppe zu identifizieren und Zusammenhänge zwischen dem Hörvermögen und der Leistung in funktionellen Gleichgewichtstests aufzuzeigen.

Methoden: 223 Personen im Alter von 55–81 Jahren nahmen an einer Testbatterie teil, die eine Ton- und Sprachaudiometrie sowie eine Gleichgewichtsuntersuchung mittels Befragung, Ganggeschwindigkeitsmessung (timed up-and-go) und Posturographie umfasste. Darüber hinaus wurden gesundheitsbezogene Fragebögen sowie Messungen der Feinmotorik, des Sehvermögens und der Kognition einbezogen. In einer retrospektiven Analyse wurden Risikofaktoren für selbstberichtetes Sturzrisiko und Schwindel sowie Zusammenhänge zwischen ton- und sprachaudiometrischen Befunden und dem funktionellen Gleichgewicht untersucht.

Ergebnisse: In einer logistischen Regression erwiesen sich die Faktoren weibliches Geschlecht, Gebrechlichkeit (Frailty) und feinmotorische Fähigkeiten als statistisch signifikante Prädiktoren für selbstberichtete Sturzgefahr oder Schwindel. Bei der untersuchten nicht-klinischen Population zeigte sich also, dass die Gebrechlichkeit (Frailty) assoziiert war mit Gleichgewichtsproblemen, während das Alter kein adäquater Prädiktor war. Im zweiten Teil der Analysen zeigte eine lineare Regression die Korrelation von schlechterem Tonhörvermögen mit den Ergebnissen der funktionellen Gleichgewichtsmessungen bei dynamischen, nicht aber bei statischen Gleichgewichtsaufgaben. Außerdem war die Sprachverständlichkeit im Störgeräusch mit der Auslenkung aus der Ruhelage in dynamischen aber nicht in statischen Übungen assoziiert.

Schlussfolgerungen: Für einen ganzheitlichen Ansatz in der Gesundheitsversorgung sollten Patient_innen mit mehreren Begleiterkrankungen und/oder phänotypischen Anzeichen von Gebrechlichkeit unabhängig von ihrem Alter als anfällig für Stürze betrachtet werden. Für die weitere Forschung zeigte sich außerdem, dass komplexere dynamische Gleichgewichtsaufgaben erforderlich sein könnten, um den Einfluss von Hörhilfen auf das Gleichgewicht zu beurteilen und potenzielle Probleme bei gesunden älteren Erwachsenen mit Hörverlust zu erkennen.