gms | German Medical Science

26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e. V.

06.03. - 08.03.2024, Aalen

Evaluierung der Hörgeräte-Verstärkung mittels früher akustisch evozierter Potentiale

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Pauline Burkhardt - Universitätsklinikum Köln (AöR), Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Köln, Deutschland
  • Lina Wiesel - Universitätsklinikum Köln (AöR), Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Köln, Deutschland
  • Martin Walger - Universitätsklinikum Köln (AöR), Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Köln, Deutschland; Jean-Uhrmacher-Institut für Klinische HNO-Forschung, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Ruth Lang-Roth - Universitätsklinikum Köln (AöR), Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Köln, Deutschland
  • Izet Baljić - Helios Klinikum Erfurt, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Audiologisches Zentrum, Erfurt, Deutschland
  • Linda Sewelies - Jade Hochschule, Institut für Hörtechnik und Audiologie, Oldenburg, Deutschland
  • Marco Wilmes - Jade Hochschule, Institut für Hörtechnik und Audiologie, Oldenburg, Deutschland
  • Inga Holube - Jade Hochschule, Institut für Hörtechnik und Audiologie, Oldenburg, Deutschland
  • Thomas Fedtke - Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig, Deutschland
  • Marion Bug - Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Braunschweig, Deutschland
  • Pascale Sandmann - Universitätsklinikum Köln (AöR), Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Köln, Deutschland; Carl von Ossietzky-Universität, Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Evangelisches Krankenhaus Oldenburg, Oldenburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Audiologie e.V.. 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie. Aalen, 06.-08.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc065

doi: 10.3205/24dga065, urn:nbn:de:0183-24dga0652

Veröffentlicht: 5. März 2024

© 2024 Burkhardt et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Frühe akustisch evozierte Potenziale (FAEP) werden in der audiologischen Diagnostik genutzt, um die Hörschwelle abzuschätzen; bislang werden sie in Deutschland aber kaum zur Evaluierung des Versorgungsergebnisses von Hörsystemen hinzugezogen. Bei der vorgestellten Studie wurden unter Verwendung eines Freifeldkopfhörers (A2000, Acousticon) die FAEP bei akustischer Stimulation über ein Hörgerät (HG) registriert und mit den FAEP in der Hörsituation ohne HG verglichen. Damit wurde untersucht, welchen Einfluss die Signalverarbeitung im HG auf die FAEP-Latenzen hat und ob sich der HG-Verstärkungsgewinn mithilfe von FAEP objektivieren lässt.

Methoden: Es wurden Kurzzeitstimuli (Klick: 2–4 kHz, 0,067 ms und Chirp: 4 kHz, 0,700 ms) verwendet, um FAEP bei normalhörenden (NH) Kindern (10,11±2,18 J; N=8) und bei NH-Erwachsenen (32,10±5,83 J; N=8) mittels akustischer Reizung über ein Test-HG (Phonak Sky B50-P, lineare Übertragung) zu registrieren. Die FAEP wurden im Hinblick auf die Reizantwortschwelle, die Amplitude (peak-to-peak) und die Latenz der Welle Jewett V (JV) ausgewertet. Zusätzlich erfolgten subjektive Hörmessungen (Tonaudiometrie, Lautheitsskalierung) in beiden Hörsituationen. Außerdem wurden Messungen an einem genormten Kunstkopf (KEMAR) durchgeführt, um den Einfluss des Wandlers und des HGs auf die verwendeten Kurzzeitstimuli auf zeitlicher und spektraler Ebene zu untersuchen.

Ergebnisse: Der FAEP-Vergleich zeigte einen HG-Effekt, der sich durch eine Verzögerung der Latenzen und eine Erhöhung der Reizantwortschwellen für die Hörsituation mit im Vergleich zu ohne HG auszeichnete. Die Amplituden der FAEP korrelierten mit den Lautheits-Angaben in der subjektiven Wahrnehmung. Explorativ zeigten die Messungen am KEMAR, dass der Freifeldkopfhörer und das HG die verwendeten Stimuli auf zeitlicher und spektraler Ebene verändern (Chirp-Stimulus < Click-Stimulus).

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse belegen eine gute Übereinstimmung zwischen den FAEP-Schwellen und den subjektiven Hörmessungen. Die verzögerten FAEP-Latenzen sind durch die Signalverarbeitung im Test-HG verursacht (gemessene Durchlaufzeit Click: 6,51±0,02 ms; Chirp: 6,41±0,09 ms). Die erhöhte Reizantwortschwelle für die Hörsituation mit HG ist durch das Eigenrauschen des HGs zu erklären (Maskierung der FAEP). Allgemein zeigen unsere Ergebnisse der NH-Kinder und Erwachsenen, dass die Hörschwellen-Abschätzung bei einem HG-versorgten Ohr mithilfe von FAEP und bei Verwendung des Freifeldkopfhörers prinzipiell möglich ist.